Marc Walder, der Geschäftsführer des Medienkonzerns Ringier, ist nicht zu beneiden. In kurzer Zeit sind drei Lieblinge von ihm persönlich und von seiner Journalisten-Crew ins Straucheln geraten.

Da war zum Ersten der tiefe Fall des umtriebigen Chefs der Raiffeisenbank, Pierin Vincenz. Dann folgte der SP-Bundesrat Alain Berset mit allerhand schädlichen Eskapaden. Und jetzt ist auch noch die private Situation der früheren CVP-Bundesrätin Doris Leuthard aus dem Ruder gelaufen.

Sobald Leuthards Ehemann R. H. als mutmasslicher Verursacher der häuslichen Gewalt feststand, unterband der Blick die vorher lautstarke, umfangreiche Kommentierung. Die Ringier-Medienstelle nimmt dazu wie folgt Stellung:

«Die Berichterstattung entspricht unseren News-Richtlinien, welche dem Persönlichkeitsschutz von Opfern häuslicher Gewalt einen besonders hohen Stellenwert einräumen.»

Ach ja? Über die häusliche Gewalt bei Johnny Depp und Amber Heard hat der Blick im letzten Jahr dreissigmal, der Sonntagsblick siebenmal berichtet. Wo blieb eigentlich da der «hohe Stellenwert» des Persönlichkeitsschutzes?

Nun dürfte Ringier einwenden, es handle sich bei den Schauspielstars um Personen des öffentlichen Interesses. Nur: Beim Politstar Doris Leuthard ist es nicht anders.