Blau-schwarz: So könnte die künftige Regierung in Österreich aussehen. Blau steht für die klare Wahlsiegerin FPÖ, schwarz für die bisherige Regierungspartei ÖVP, die bei den Wahlen massiv verloren hat, aber dennoch auf Platz zwei liegt. Nimmt man das Verdikt der Wähler ernst, müsste diese Regierung unter Kanzler Herbert Kickl von der FPÖ stehen.

ÖVP und FPÖ haben klar die grösste Schnittmenge unter den Parteien. Aber ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer hatte schon vor dem Sonntag klar festgehalten, dass er nicht mit FPÖ-Chef Herbert Kickl in eine Koalition geht. Und die Freiheitlichen werden ihr erfolgreiches Zugpferd kaum auf dem Altar der Macht opfern.

Auch sonst will keine Partei, dass die FPÖ Regierungsverantwortung übernimmt – im Unterschied zu fast 30 Prozent der Bevölkerung. Dieser Ausschluss aus Prinzip lässt nichts Gutes ahnen für die künftige Politik in Österreich. Denn was bleibt an Alternativen?

Soll die ÖVP mit der SPÖ zusammen regieren, was punkto Mehrheitsverhältnisse nur hauchdünn möglich wäre? Inhaltlich schwierig, denn die Sozialdemokraten sind unter ihrem neuen Chef Andreas Babler massiv nach links gerückt.

Oder nimmt dieses wacklige Duo zur Absicherung der Mehrheit noch die liberalen Neos an Bord? Die EU-Turbos mit Nato-Fantasien würden für zusätzliches Streitpotenzial sorgen. Ein gemeinsames Koalitionsprogramm scheint utopisch.

Weitere Option: Die Grünen ergänzen ÖVP und SPÖ in einer Koalition. Nach fünf Jahren Regierungsbeteiligung mit einer desaströsen Bilanz würde sich allerdings das ganze Land die Augen reiben, wenn Grün wieder zum Zug käme.

Kein Wunder, dass viele schon mit der letzten Variante rechnen: Neuwahlen 2025. Dann aber dürfte die FPÖ noch mehr zulegen. Denn ganz Österreich weiss: Die Freiheitlichen sind bereit, mit allen zu sprechen. Die Wahlsieger stehen einer Regierungsbildung nicht im Weg.