Der ehemalige deutsche Innenminister Otto Schily hat die EU-Sanktionen gegen Russland scharf kritisiert. In einem offenen Brief, den Schily zusammen mit weiteren prominenten Anwälten unterzeichnet hat, heisst es, die Sanktionen verstiessen gegen rechtsstaatliche Grundsätze. Insbesondere kritisiert Schily, dass die Massnahmen unzulässig weit in die Grundrechte der betroffenen Personen eingreifen, und teilweise auch für Handlungen verhängt würden, die Jahrzehnte zurückliegen.

Wie aus dem Schreiben hervorgeht, wurden sogar Familienangehörige von sanktionierten Personen ins Visier genommen, was Schily als eine Form von «Sippenhaftung» bezeichnet. Der ehemalige Innenminister mahnt, solche Massnahmen könnten das Rechtsschutzniveau in der EU schwächen und die Gewaltenteilung untergraben. Die EU sollte nicht bei jeder unliebsamen Entscheidung der Unionsgerichte die Gesetze anpassen, um ihre politischen Ziele durchzusetzen, so der SPD-Politiker.

Im Brief wird die EU dazu aufgefordert, die Sanktionen zu überdenken und das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit zu wahren.