Die Stiftung Myclimate hat im Hauptbahnhof von Zürich eine skandalöse Aktion initiiert, mit Beteiligung der bundeseigenen SBB und Post. Mit einer interaktiven Screen-Installation, welche nach Zürich auch noch in Bern und Genf aufgestellt werden soll, will die Stiftung für das Klimagesetz, auch als Stromfresser-Gesetz bekannt, Stimmung machen.

Konkret: Von einem grossen Monitor blickt eine Animation von Russlands Präsident Wladimir Putin Passanten an. Auf der Höhe seines Mundes ist ein Briefschlitz, in den Stimmcouverts mit dem Ja zum Klimagesetz eingeworfen werden können. Nach jedem Einwurf verändert sich die Animation, denn nun zeigt sie, wie Putin mit hochrotem Kopf nach Luft ringt. Im Innern der Screen-Installation befindet sich ausserdem ein offizieller gelber Briefkasten der Post, der täglich brav und pflichtbewusst geleert wird.

Die Klimastiftung deutet die Abstimmungen über die CO2-Ziele der Eidgenossenschaft zum Plebiszit gegen den Kremlherrscher um. Das ist nicht bloss Kindergarten-Niveau sondern auch noch kreuzfalsch.

Eigentlich müsste der animierte Putin jedenfalls in Gelächter ausbrechen, wenn naive Schweizer ihr Abstimmungscouvert hier einwerfen, im Glauben, etwas gegen Putin unternommen zu haben. Erstens stimmen wir nicht darüber ab, ob unser Land auch weiterhin von Russland Gas beziehen will. Und zweitens muss sich Putin auch keine grosse Sorgen machen, wenn der Westen sein Gas nicht mehr will.

Er verkauft dann seine Energiereserven statt nach Europa halt zu einem günstigen Tarif nach China und Indien, wie er es in den vergangenen Monaten getan hat, während wir in der Schweiz in Form steil ansteigender Stromtarife zur Kasse gebeten werden, um Russlands Gas durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Wir schiessen uns also mit dem Boykott von russischem Öl gewissermassen selber ins Knie.

Dass zwei bundeseigene Betriebe zu einer solchen fragwürdigen Aktion Hand bieten, ist bedenklich, und man kann sich fragen, ob Post und SBB bei diesem bizarren Teamwork nicht auch rechtlich eine rote Linie überschritten haben – zum Beispiel im Falle der SBB durch die Störung eines Betriebes (Hauptbahnhof), welches der Allgemeinheit dient.