Ukrainische Soldaten kritisieren die Effektivität und Realitätsnähe des Nato-Trainings, das sie für den Kampf an der Frontlinie in Charkiw während dreier Wochen in Deutschland erhalten haben. Dies berichtet das Online-Portal The Kyiv Independent.

Während die körperliche Schulung und die lebensrettende medizinische Ausbildung positiv bewertet werden, sei die Ausbildung in taktischer Kampfführung weniger effizient, heisst es aus Soldatenkreisen. Es heisst, die Nato-Instrukteure seien in ihrer Ausbildung nicht angemessen auf die Realität des Konflikts in der Ukraine eingegangen. Ein wichtiger Aspekt sei die Erwartung von vorbereitenden Luft- und Artillerieangriffen sowie Minenräumung, bevor die Infanterie zum Einsatz komme. Diese Herangehensweise sei aufgrund des anhaltenden Munitionsmangels in der Ukraine nicht praktikabel.

Ein Soldat erzählt, die derzeitige Kampfführung in der Ukraine gleiche einer Mischung von den Grabenkämpfen des Ersten Weltkriegs und den Technologien sowie Taktiken des 21. Jahrhunderts, was den Rahmen der Nato-Ausbildung sprenge. Auch die Leistung der Dolmetscher wird kritisiert, vielen fehle der erforderliche militärische Wortschatz.

Ukrainische Soldaten fordern, dass Ausbilder erst die Ukraine besuchen, um ein besseres Verständnis für die Gegebenheiten vor Ort zu entwickeln. Generell sollte die Ausbildung in den Nato-Ländern überarbeitet werden, so die Soldaten. Dann könne man den spezifischen Anforderungen und den Herausforderungen des Konflikts in der Ukraine besser gerecht werden.

Der Nato-Sprecher und der Sprecher der ukrainischen Streitkräfte haben sich zur Kritik der ukrainischen Soldaten noch nicht geäussert.