Merih Demiral ist der Held des Achtelfinals der Türken gegen die Österreicher. Mit zwei Toren schoss er sein Team in die nächste Runde. Nun ist er zum Buhmann geworden, weil er beim Jubeln der sogenannten Wolfsgruss gezeigt hatte, den Medien und «Experten» wahlweise als «rechtsextrem» oder «ultranationalistisch» bezeichnen.

Die Jubelgeste führt gar zu diplomatischen Verstimmungen. Die deutsche Bundesregierung mischte sich ein. Bundesinnenministerin Nancy Faser (SPD) sagte: «Die Symbole türkischer Rechtsextremisten haben in unseren Stadien nichts zu suchen.» Die Fussball-EM «als Plattform für Rassismus zu nutzen», sei «völlig inakzeptabel».

Der türkischstämmige Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) fordert gar ein Verbot des Wolfsgrusses. «Wer eine Brandmauer gegenüber der AfD fordert, muss sie auch gegenüber dem türkischen Faschismus errichten.» Unterstützt wird er dabei von der Linken und, siehe da, der CDU. Die Türkei hat inzwischen den deutschen Botschafter einbestellt.

Klar: Man kann die Instrumentalisierung des Fussballs für politische Zwecke kritisieren. Uns Schweizern zum Beispiel ist die Doppeladler-Affäre an der WM 2018 nicht gut bekommen. Doch dann sollte man schon konsequent sein.

Aktuell geht es aber nur in eine Richtung. Der österreichische Nationalspieler Michael Gregoritsch, der beim SC Freiburg unter Vertrag steht, forderte nach der Niederlage: «Wir sollten uns ganz weit entfernen von rechtem Gedankengut», als ob rechtes Gedankengut des Teufels sei. Das reiht sich ein in den Propagandafeldzug gegen «rechts», an dem sich auch die deutsche Bundesregierung beteiligt.

Und was ist, bitte, mit der Regenbogenbinde, welche die DFB-Kicker an der WM in Katar tragen wollten? Was ist mit den bunten Trikots der Deutschen, die als «pinke Brandmauer» (Tages-Anzeiger) gefeiert werden? Was ist, wenn Bundesliga-Klubs «Solidarität mit der Ukraine» demonstrieren, gelb-blaue Kapitänsbinden tragen und Anti-Putin-Banden aufleuchten lassen?

Das hat so wenig mit Fussball zu tun wie ein Wolf oder ein Adler oder sonst was. Nach dieser Logik, die auch die Logik der Bundesregierung ist, kann sich der Fussball gar nicht genug verpolitisieren, wenn es nur in die (partei-)politisch gewünschte Richtung geht. Aber wehe, statt nach links geht’s einmal gegen rechts! Dann heulen sie – pardon für den Kalauer – wie Wölfe.

So gesehen, kann man die türkische Regierung von Präsident Erdogan verstehen: «Die Reaktionen der deutschen Behörden gegenüber Herrn Demiral sind selbst fremdenfeindlich», liess sie verlauten. Jedenfalls sind sie heuchlerisch und auf dem einen Auge blind.