Russland stelle keine unmittelbare Bedrohung für Europa dar, gleichzeitig müsse aber aufgerüstet werden. Dies schreibt der renommierte Politikanalyst und Journalist Anatol Lieven in der britischen Tageszeitung The Guardian.

Westliche Politiker und Medien warnen fiebrig vor einer Eskalation zwischen Russland und Nato-Staaten. Aber, stellt Lieven fest, «die explizite Absicht dieser Warnungen ist es, öffentliche Unterstützung für massive Ausgaben im Rüstungsbereich zu schaffen, nach dem alten Prinzip ‹Jagt ihnen eine Heidenangst ein›».

Die Wahrscheinlichkeit, dass Russland vorsätzlich ein Nato-Land angreift, hält Lieven für minimal. Er kritisiert die Art, wie Politiker für Aufrüstung werben, hält sie generell aber dennoch für nötig: «Das wahre Argument für die europäische Aufrüstung ist […] deren Notwendigkeit, um Frieden mit Russland zu schliessen.»

Lieven schreibt: «Nur ein Europa, das von seiner Fähigkeit zur Selbstverteidigung überzeugt ist, kann den – nicht nur bösartigen, sondern zunehmend absurden – Kreis durchbrechen, in welchem es verzweifelt befürchtet, dass die USA seine Sicherheit nicht mehr garantieren werden, und daher eine US-Politik unterstützt, die seiner Sicherheit schwer schadet.»