Nach seinem Sieg am Eurovision Song Contest äusserte der Schweizer Sieger Nemo – kaum wieder etwas zu Schnauf gekommen – eine «klare politische Forderung». Bundesrat Beat Jans solle doch gefälligst dafür sorgen, dass sich die «Nonbinären» als drittes Geschlecht amtlich registrieren lassen könnten.

Diese Sehnsucht nach amtlichen Registern erstaunt, haben sich doch früher die sexuell von der Norm Abweichenden mit Haut und Haaren gegen entsprechende Einträge in amtlichen oder gar polizeilichen Registern gewehrt.

Die grüne Nationalrätin Sibel Arslan meinte in der Sendung «10 vor 10» des Schweizer Fernsehens zum Thema: «In der Gesellschaft können die amtlichen Einträge nichtbinäre Menschen nicht widerspiegeln. Das ist ein Defizit, das wir in unserem System haben.»

Weiter hiess es im Bericht: «Sibel Arslan hat Vorstösse eingereicht. Dank Nemo zeige sich, dass die Schweiz im internationalen Vergleich Nachholbedarf habe.»

Die Schweizer sind wahrlich ein kreuzbraves Volk. Wir haben Papa Arslan als kurdisch-türkischen Flüchtling aufgenommen und dann seine Frau und die drei Kinder nachreisen lassen. Heute erklärt uns die damals elfjährige Sibel Arslan, welche Defizite und welchen Nachholbedarf die Schweiz im internationalen Vergleich habe.

Nur den für sie naheliegendsten Vergleich zieht die Basler Grüne nicht: Nämlich jenen mit ihrem Herkunftsland Türkei. Man hört munkeln, dass dort das Verständnis für Nonbinäre und andere sexuelle Abweichungen auch ein paar Defizite und einen gewissen Nachholbedarf «im internationalen Vergleich» aufweist.