Innenministerin Nancy Faeser hat den Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, überraschend abgesetzt. Faeser informierte die Mitglieder des Innenausschusses darüber, dass Haldenwang, der seit 2018 im Amt war, die Leitung des Inlandgeheimdienstes sofort niederlege, weil er bei der kommenden Bundestagswahl für die CDU kandidieren wolle.

Faeser betrachtet dies als Interessenkonflikt. Haldenwang hätte als Verfassungsschutz-Chef weiterhin Entscheidungen über die Beobachtung politischer Parteien, einschliesslich der AfD, getroffen, was nach Ansicht Faesers eine Unvereinbarkeit darstellt. «Das bisherige Amt des BfV-Präsidenten gilt es klar zu trennen von einer Kandidatur für den Deutschen Bundestag», erklärte ein Sprecher des Innenministeriums.

Der Inlandsnachrichtendienst wird vorübergehend von den Vizepräsidenten Sinan Selen und Silke Willems geleitet. Haldenwang stand bereits länger in der Kritik, auch wegen seines angeblich zu starken Engagements in öffentlichen Debatten. Kritiker bemängeln, er habe etwa die AfD-Beobachtung zu öffentlich kommentiert und damit den Eindruck einer politischen Einflussnahme erweckt. International soll der deutsche Verfassungsschutz zudem an Ansehen eingebüsst haben, wie auch Bündnispartner wiederholt beklagten.