Jeder Krieg geht irgendwann mal zu Ende. Aber jeder Krieg hat sein eigenes Ende, so schreibt Jörn Leonhard, ein Professor für Neuere und Neuste Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau. Leonhard hat sich intensiv mit vergangenen Kriegen auseinandergesetzt und vor allem damit, wie sie endeten.

Er hat dazu im letzten Jahr auch ein lesenswertes Buch veröffentlicht. Dieses eröffnete verschiedene Pisten und vielleicht auch Anregungen, wie der seit bald zweieinhalb Jahren dauernden Krieg in der Ukraine enden könnte – obwohl es gerade beim Friedenschliessen keine pfannenfertigen Rezepte aus der Vergangenheit für die Kriege der Gegenwart gibt, wie Leonhard zu bedenken gibt.

Eine der Fragen, welcher Leonhard anhand von zehn Thesen nachgeht, ist: Wann öffnet sich ein Fenster für die Diplomatie?

Seiner Meinung nach müssen die Kriegsparteien zur Überzeugung gelangt sein, dass ihnen eine politische Lösung mehr Vorteil bringt, als die Fortsetzung mit militärischen Mitteln. Die Vermittler – aktuell versucht sich darin auch die Schweiz – müssen über Glaubwürdigkeit verfügen. Das Mandat muss international eingebettet sein und im Fall gebrochener Abmachungen müssen auch militärische Mittel zur Verfügung stehen. Es braucht zudem den Willen, der vermittelnden Akteure, über den Friedensschluss hinaus in der Krisenregion, hier die Ukraine, lange engagiert zu bleiben.

Von aussen betrachtet, sind im Krieg zwischen Russland und der Ukraine diese Voraussetzungen aktuell wohl nicht erfüllt. Es gibt zwar ein Angebot Putins, den Konflikt einzufrieren, welches von den Nato-Staaten aber als Störmanöver abgetan wird und für die Ukraine inakzeptabel ist.

Es gibt den von Selenskyj in der Schweiz initiierten Friedensgipfel ohne Russland und ohne wirklich relevante Akteure, die über genügend internationalen Einfluss verfügen, um nur schon einen Waffenstillstand durchzusetzen.

Man hat auch nicht den Eindruck, dass der Kippmoment erreicht ist, dass die Konfliktparteien aufgrund schwindender Ressourcen einen anderen Weg einzuschlagen versuchen. Russland hat seine Rüstungsproduktion hochgefahren, die Waffenlieferungen des Westens an Wolodymir Selenskyj erlauben es ihm, diesen Krieg fortzusetzen.

Die Waffen werden in der Ukraine wohl noch lange nicht ruhen.