Der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag hat mit grosser Mehrheit das Ende der israelischen Bodenoffensive in Rafah angeordnet, weil sie die humanitäre Lage der Zivilbevölkerung weiter verschlechtere.

Die Forderung ist, aus der Sicht der Palästinenser, edel. Doch ist sie auch gerecht? Gerichtspräsident Nawaf Salam kann für sich keine Objektivität im Nahostkonflikt beanspruchen. Er stammt aus dem Libanon, einem Land, aus dem die Terrormiliz Hisbollah seit Monaten Israel mit Raketen beschiesst und mit Drohnen angreift, ohne dass die libanesische Armee das verhindert. Salam ist auch persönlich voreingenommen. 2016 - damals war er UN-Botschafter des Libanon - hat er Israel der Apartheid bezichtigt, zudem Kriegsverbrechen und Terror vorgeworfen.

Das IGH-Urteil reflektiert die Realität nur teilweise. Während die Richter Israel harte Vorwürfe machen, erwähnen sie die zahlreichen Kriegsverbrechen der Hamas mit keinem Wort. Sie sagen nichts über die Verbrecher-Taktik, dass die Islamisten die eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilder missbrauchen, sie erwähnen nicht, dass die Hamas bewusst Raketen auf die israelische Zivilbevölkerung schiesst, sie lassen unerwähnt, dass mehrere zehn Tausend Israeli zu internen Flüchtlingen geworden sind, weil die an den Gazastreifen grenzenden Dörfer und Städte nicht mehr sicher sind, und sie verlieren kein Wort über die Geiseln, die immer noch in den Klauen der Dschihadisten sind.

Das IGH-Gerichtsurteil klingt so, als hätte Israel aus einer Laune heraus die Hamas im Gazastreifen angegriffen - und nicht als Reaktion auf die brutale Invasion am 7. Oktober, bei der die Terror-Armee 1200 Menschen massakrierte, Frauen vergewaltigte und mehr als 200 Geiseln in den Gazastreifen entführte. Die Richter klammern aus, dass Israel aus Selbstverteidigung handelt, weil es keine andere Wahl hat, wenn es überleben will. Indem die Richter diese Faktoren ausblenden, erweisen sie der Suche nach Gerechtigkeit einen schlechten Dienst.