In diesem Fall wollte Joe Biden, Präsident der USA, nach seinen jüngsten Talk-Erfahrungen ganz sichergehen. Er gab dem Radiosender Wurd aus Philadelphia ein Interview – wusste aber vorab bereits genau, was er gefragt werden würde.

Denn Bidens Team schickte der Moderatorin vorab acht Fragen. Sie wählte vier davon aus und stellte sie dem Präsidenten. Eigene, unerwartete Fragen oder ein journalistisches Nachhaken? Fehlanzeige.

CNN konfrontierte den Radiosender mit Fragen zu dem Interview. Die Moderatorin gab daraufhin das gewählte Vorgehen freimütig zu. Mit dem Ergebnis, dass sie von ihrem Arbeitgeber entlassen wurde.

Bei Wurd handelt es sich um einen Sender, der sich als Plattform für die Schwarzen in den USA versteht. In einer Stellungnahme hiess es, das Vorgehen beim Biden-Interview entspreche nicht der «Praxis als unabhängiges Medium».

Allerdings half der Kniff Joe Biden nur sehr bedingt. Denn obwohl er sich punktgenau vorbereiten konnte, schaffte er es nicht, geschliffene Antworten zu geben, und versprach sich wiederholt.

Einmal bezeichnete er sich selbst als «schwarze Vizepräsidentin, die mit einem schwarzen Präsidenten zusammenarbeitet».

Aus dem Biden-Team heisst es, die übermittelten Fragen seien nur «Vorschläge» gewesen. Die Moderatorin hätte davon abweichen können, aber freiwillig darauf verzichtet.