Am genausten brachte es die Frankfurter Rundschau auf den Punkt. «Ungarn-Wahl: Orbán droht herbe Pleite» titelte das Blatt noch vor wenigen Tagen.
Auch Der Spiegel glänzte mit seinen vorausschauenden Fähigkeiten. Ungarns Opposition, so wusste das Magazin, «könnte Viktor Orbán bei den anstehenden Wahlen tatsächlich besiegen». Da wollte der Stern natürlich mit präzisen Prognosen nicht zurückstehen. Die Opposition in Ungarn «könnte die Wähler für sich gewinnen».
Ganz kurz zum Wahlausgang in Ungarn. Fidesz, die Partei von Premierminister Orbán, kam auf 53 Prozent der Stimmen, ihr Allzeitrekord in all ihren bisherigen Wahlen. Sie liess die Oppositionsparteien mit fast 20 Prozent der Stimmen hinter sich. Es war die krachendste Niederlage, welche Ungarns Opposition jemals eingefahren hatte.
Warum, so fragt man sich, haben Auslandressorts nicht die geringste Ahnung von jenem Land, über das sie berichten?
Die Antwort ist simpel. Es gibt fast keine festen Auslandkorrespondenten in Budapest. Die Redaktionen betreuen Ungarn von Wien aus, aus Berlin und aus Hamburg. Sie schicken einen Reporter für ein paar Tage vor Ort, der schaut sich ein bisschen um und schreibt dann, dass Orbán die Wahl verlieren wird.
Wenn man keine Ahnung hat, dann ersetzt das Wunschdenken die Realität.