Wer bei Google nach Auswirkungen von Schwedens Asylpolitik sucht, bekommt in Deutschland hauptsächlich Artikel angezeigt, die sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzen. «Schwedens umstrittene Asylpolitik» ist da etwa gleich mehrfach zu lesen.

Was man in der Bundesrepublik mittlerweile auch weiss: Der Zusatz «umstritten» ist so etwas wie ein Gütesiegel. «Umstrittene» Personen sprechen meist die Wahrheit. Und wenn eine Politik für deutsche Journalisten «umstritten» ist, dann zeigt sie meist eine Wirkung, die man im linken Kosmos nicht so recht wahrhaben will.

So hat beispielsweise Schwedens «umstrittene Asylpolitik» dazu geführt, dass das Land erstmals seit fünfzig Jahren mehr Auswanderer als Einwanderer verzeichnet. Und zwar auch aus Krisenländern. Zudem sank die Zahl der Asylerstanträge im ersten Halbjahr 2024 um 27 Prozent auf 5600. Das berichtet das österreichische Nachrichtenportal Heute.

Statistiken, von denen man in Deutschland nur träumen kann. Hier befinden sich die Asylzahlen seit Jahren auf nahezu unverändert hohem Niveau. Bis Ende Juli 2024 stellten 153.000 Menschen einen Asylerstantrag. Auf das Jahr hochgerechnet könnten es bis zu 263.000 sein und damit zwar weniger als im Vorjahr, aber mehr als in jedem einzelnen Jahr von 2017 bis 2022.

Seit Jahren beklagen die Kommunen, dass die Grenze des Machbaren in Sachen infrastrukturelle Kapazitäten aber auch bezüglich der Integration längst überschritten sei. Dennoch wird von der Ampelregierung wenig getan, die Anreize für Armutsmigranten zu reduzieren. Auch weil man links der Mitte immer wieder bestreitet, dass es diese besonderen Anreize beziehungsweise Pull-Faktoren überhaupt gibt.

Immer wieder betonen Politiker von SPD, Grünen und Linken, dass Pull-Faktoren deutlich überschätz würden. Gerne zitiert man hierfür in der Presse auch verschiedene Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung, die behaupten, die These der Pull-Faktoren gelte in der Migrationsforschung als überholt. Dass es Migrationsforscher wie zum Beispiel den Niederländer Ruud Koopmans gibt, die das gänzlich anders sehen, blendet man dabei geflissentlich aus.

Und dann wäre da ja noch die Realität, die der These «Pull-Faktoren gibt es nicht» einen Strich durch die Rechnung macht. So reisten beispielsweise in Thüringen Dutzende Asylbewerber schlagartig ab, weil man in manchen Regionen eine Bezahlkarte für Migranten einführte. Kurze Zeit später wollte man, trotz angeblich nicht vorhandener Pull-Faktoren, dieses Modell auch in anderen Bundesländern einführen.

In Schweden gibt es derweil nach Ablauf der Ausreisefrist gar kein Geld mehr für abgelehnte Asylbewerber. Zudem plant die aktuelle Regierung, die Hürden für den Bezug von Sozialleistungen zu erhöhen. Nur wer in Schweden gearbeitet und Beiträge gezahlt hat, soll vollen Zugang zum Sozialstaat erhalten. Zudem ist der Familiennachzug für anerkannte Flüchtlinge nur in den ersten drei Monaten nach Anerkennung möglich. Aufenthaltsgenehmigungen sind befristet. Nach drei Jahren wird der Schutzstatus überprüft und kann gegebenenfalls auch wieder entzogen werden, wenn sich die Zustände im Heimatland verändert haben. Eine Regelung, die eigentlich auch in Deutschland gilt, aber wie so viele Dinge, die im hiesigen Asylgesetz stehen, aus unerfindlichen Gründen nicht mehr durchgesetzt wird.

Aber ich bin mir sicher, dass sich auch in dieser Angelegenheit demnächst ein findiger Mitarbeiter des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung finden wird, der uns erklärt, dass es keinen kausalen Zusammenhang zwischen Schwedens «umstrittener» Asylpolitik und der drastischen Reduzierung der Zuwanderungszahlen gibt.