China und Russland sehen die G-20, den Zusammenschluss der 20 weltgrössten Industriestaaten, als Auslaufmodell und werden deshalb ihre Teilnahme an dieser Organisation reduzieren. Dies sei der Grund, weshalb weder der chinesische Staats- und Parteichef Xi Jinping noch Kremlchef Wladimir Putin zum bevorstehenden G-20-Gipfel in die indische Hauptstadt Neu Delhi reisen werden. Der internationale Haftbefehl gegen Putin hat in Indien keine Wirkung.

Zu diesem Schluss kommt der britische Analyst Alexander Mercouris in einem Gespräch auf dem Vlog «The Duran».

Ein zweiter Grund für Xis Fernbleiben: Der Chinese habe kein Interesse an einem persönlichen Treffen mit US-Präsident Joe Biden. Washington habe jedoch hinter den Kulissen hart daran gearbeitet, dass so eine Begegnung in Delhi stattfinden könne. Xi jedoch misstraue Biden zutiefst und habe ihm dies bei einem Telefonat persönlich gesagt: Biden verspreche etwas, doch seine Administration tue das Gegenteil.

Entscheidender seien jedoch die wachsenden Zweifel an Sinn und Zweck der G-20, erläuterte Mercouris. Der Zusammenschluss werde vom Westen dominiert. Deshalb würden sich Peking und Moskau künftig auf ihren eigenen Staatenbund, die BRICS, konzentrieren. Zu den Gründungsmitgliedern Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gesellten sich beim jüngsten Gipfel in Johannesburg sechs weitere Staaten, darunter Saudiarabien, Ägypten und Argentinien.

BRICS werde somit zunehmend zum Gegenstück der G-7 – einem Zusammenschluss «der USA mit ihren Freunden», wie Mercouris sagte. Er gehe daher davon aus, dass es die G-20 in einigen Jahren nicht mehr geben werde, weil es schon heute fast unmöglich sei, gemeinsame Positionen der 20 Mitglieder zu finden.