Martin Vetterli bekleidet einen der angesehensten Posten in der Schweizer Wissenschaft. Er ist Präsident der ETH Lausanne. Umso mehr erstaunen seine Aussagen in einem Interview mit Tamedia. Dass der Bund bei der ETH ein bisschen sparen will, bringt Vetterli ausser sich.

Auch für die vom eigenen ETH-Rat beschlossene Erhöhung der Studiengebühr für ausländische Studenten hat Vetterli kein Verständnis. Noch weniger für den Vorschlag der Spar-Experten um Serge Gaillard, die eine Verdoppelung der Studiengebühr für Inländer anregt.

Vetterli wettert in diesem Zusammenhang gegen das «angelsächsische Modell der Bildungsindustrialisierung», das nicht funktioniere und dem die Schweiz keinesfalls nacheifern dürfe.

Dann versteigt sich der ETH-Präsident zu einer Aussage, die ich zweimal lesen musste, um zu glauben, was ich las. In den USA und Grossbritannien werde Bildung zum Luxusgut, so Vetterli: «Das hat dazu geführt, dass populistische Kandidaten gewählt werden. Wollen wir das?»

Der Professor behauptet also: Die Amerikaner wählen den falschen Präsidenten, weil sie zu dumm sind. Und sie sind zu dumm, weil es zu wenig staatlich durchfinanzierte Hochschulen gibt. Erhöhe die Schweiz die Studiengebühren, drohe ihr das gleiche Schicksal. Dann gewännen auch hier die falschen Kandidaten.

Vielleicht sollte man den furiosen Professor an ein paar Tatsachen erinnern.

Tatsache eins: Ein Studienplatz kostet die Steuerzahler zwischen 10.000 und 30.000 Franken – pro Jahr. Da scheint es nicht übertrieben, wenn die Studiengebühren moderat steigen.

Tatsache zwei: Vetterlis ETH Lausanne geht es wirtschaftlich blendend. Sie hat dieses Jahr allein 42 Millionen Franken an Sponsoring- und Spendenbeträgen reingeholt. «Ein Rekord», so die Tamedia-Blätter.

Tatsache drei: Die weltbesten Universitäten und Hochschulen stehen nicht in der Schweiz und schon gar nicht im Rest des europäischen Kontinents, sondern – horribile dictu – ausgerechnet in Grossbritannien und in den USA, die Vetterli derart verteufelt.

Denkfrage des Tages: Wer ist denn hier nun populistisch?