Wer Bedarf nach schmissig gemachter Polit-Propaganda auf der Höhe der Zeit hat, der darf die ZDF-Doku «Putin und Xi – Pakt gegen den Westen» nicht verpassen.

Dröhnende Musik, aufpeitschende Sprache, martialische Bilder, suggestive Schnitte – hier passt einfach alles. Polit-Entertainment mit den Mitteln von Werbe- und Videoclips.

Kurzweilig ist das schon. Aber auch ärgerlich.

Denn wie hier zwei Männer zu Feinden erklärt werden, ist eines Politformates unwürdig. Dabei ist klar: Putin als auch Xi sind Verbrecher, die einiges auf dem Kerbholz haben und denen Menschenleben, Freiheit und Würde keinen Pfifferling wert sind.

Doch sie sind Teil dieser Welt. Sogar zwei Befehlshaber von Nuklear-Streitmächten. Xi zudem Führer der zweitgrössten Wirtschaftsmacht.

Was nun?

Zwischen all den Banalitäten und küchenpsychologischen Banalitäten («Man muss immer mit Überraschungen rechnen») gibt es in der ZDF-Doku eine entlarvende Stelle. Sie zeigt, wie am 4. Februar 2022 in Peking die Winterspiele eröffnet werden und sämtliche westliche Staatschefs die Veranstaltung boykottieren. Putin nicht. Gemeinsam beschwören Xi und Putin ihre grenzenlose Freundschaft und verabschieden eine gemeinsame Erklärung gegen den «westlichen Expansionismus»: Wer sich selbst von der Party auslädt, darf sich nicht wundern, wenn die verbliebenen Gäste nach ihren Regeln weiter feiern.

Die ZDF-Doku ist genau in dem Geist gedreht, der den Westen in seine unglückliche strategische Position gebracht hat. Das hätte nicht sein müssen.

Ein Kissinger hatte keine Probleme, sich mit Mao an einen Tisch zu setzen – immerhin der vielleicht grösste Massenmörder der Menschheitsgeschichte. Kissinger wusste jedoch noch, dass es um solche Fragen nicht geht. Sondern um die Wahrung der Interessen des eigenen Landes.