Elektro-Vans aus Winterthur

Für kleine und mittlere Lieferwagen gibt es bereits etliche Elektroversionen. Im Übergang zu den leichten Nutzfahrzeugen mit 3,5 bis 5,5 Tonnen Gesamtgewicht klafft jedoch eine Lücke. Hier setzt das Schweizer Start-up Flux Mobility an. «Das Problem bei grossen Lieferwagen ist das Verhältnis von Reichweite und Nutzlast», sagt Duga Hoti, Geschäftsführer und Gründer der Flux Mobility AG in Winterthur. Der heute 29-jährige Ingenieur mit Hintergrund als LKW-Mechaniker war vorher verantwortlich für das Produktmanagement E-Trucks bei der Firma Designwerk, die mit den Futuricum-E-LKW über die Schweiz hinaus als Elektrovorreiter Bekanntheit erlangt hat. Heute sind grosse Lieferwagen mit Elektroantrieb zwar erhältlich, wie der MAN eTGE oder der Maxus eDeliver 9, doch ausser dem brandneuen Iveco eDaily kann von den bestehenden Fahrzeugen keiner beispielsweise 3500 Kilogramm an den Haken nehmen und auch noch 350 Kilometer weit fahren. Diese beiden «Leistungswerte» hat das junge Team um Duga Hoti als Entwicklungsrahmen für seinen Flux-Lieferwagen gesetzt, der auf dem dieselbetriebenen MAN TGE aufbaut. Von der Initialserie von fünfzehn Fahrzeugen hat Flux Mobility begonnen, erste Fahrzeuge auszuliefern. Im Lauf von 2023 wollen die Winterthurer mit der homologierten Serienfertigung starten.

Enginius: Faun setzt auf Wasserstoff

Der auf Kommunal- und vor allem Abfallsammelfahrzeuge spezialisierte Hersteller Faun hat sich zum Ziel gesetzt, als einer der ersten europäischen Anbieter Lastwagen mit Wasserstoffantrieb in Serie anzubieten. Aus diesem Grund wurde im Sommer in Bremen die Firma Enginius gegründet, welche die Fahrzeuge entwickelt und baut. Dabei nutzt die neue Marke zwei Chassis von Daimler Truck, die in den Produktionshallen in Bremen mit alternativer Technologie ausgestattet werden. Wie bereits der in der Schweiz verkehrende Hyundai Xcient Fuel Cell werden die Enginius-Fahrzeuge mittels Brennstoffzelle den getankten Wasserstoff in Strom für den Elektromotor umwandeln, wobei eine Lithium-Ionen-Batterie als Puffer für den hohen Energiebedarf beim Beschleunigen und für die Rekuperation dient. Auf dem Econic-Fahrgestell heisst der Truck Bluepower und bietet eine Lösung für die Abfallentsorgung. Der Citypower baut auf dem Atego-Fahrgestell auf und ist eine komplett neue Lösung für den Waren- und Lieferverkehr im eher innerstädtischen Betrieb. Während beim Bluepower die Wasserstoffelemente auch ausserhalb des Chassis eingebaut werden, sind beim Citypower alle Tanks und Komponenten im Chassis untergebracht. Faun wird in der Schweiz durch Contena-Ochsner in Urdorf vertreten.

Piaggio-Kleinsttransporter mit AWD

Die für kompakte Fahrzeuge bekannte Marke Piaggio hat erst kürzlich mit dem Porter NP6 ihr robustes, wendiges Nutzfahrzeug neu auf den Markt gebracht. Der Wagen hat in allen Versionen einen Erdgas-/Benzinantrieb und fährt sich bei entsprechendem Biogasanteil praktisch ohne klimarelevanten CO2-Ausstoss. Jetzt ist neu eine Allradversion dazugekommen, die mit einem zuschaltbaren System arbeitet und sogar über ein Reduktionsgetriebe verfügt. In dieser Fahrzeugklasse steht der Piaggio Porter 4x4 alleine da, was ihn für die anvisierten Kreise wie Werkhöfe, Strassenunterhaltsdienste, Gärtnereien oder andere kommunale Anwendungen besonders interessant machen dürfte. Preislich startet der neue Allrad-Porter bei knapp 40 000 Franken. Er steht ab Ende Oktober bei den 42 offiziellen Verkaufs- und Servicepartnern bereit. www.docar.ch

Elektrifizierung professionell unterstützt

Die Amag hat sich mit diversen Projekten stark für den Wandel zur Elektromobilität einzusetzen begonnen, zuletzt auch mit der Akquisition des Energiekonzerns Helion. Anfang September wurde die neue Geschäftseinheit «Amag Energy & Mobility» gegründet, mit unter anderem der Untersektion Volton. Volton soll Flottenbesitzer und Geschäftskunden sowie Immobilienbesitzer beim Umstieg auf die Elektromobilität unterstützen. Das Portfolio umfasst Themen wie die initiale Beratung in E-Mobilitäts-Belangen, die Umsetzung der nötigen Haus- und Ladeinfrastruktur, den Ladeservice und den Zugang zu über 8000 öffentlichen Ladepunkten in der Schweiz, die Verwaltung des Ökosystems über ein spezifisches Kundenportal sowie die Finanzierung und die Fahrzeugvermittlung.

www.volton.swiss

Förderungen für alternative Antriebe

Der Bundesrat nimmt einen neuen Anlauf für ein neues CO2-Gesetz, wobei vermehrt mit Förderungen der Umstieg auf nachhaltige Technologien unterstützt werden soll. Für die Transportbranche stechen neben der Verschärfung der Zielvorgaben für CO2-Emissionen der Fahrzeuge analog zur EU vor allem zwei Punkte ins Auge: Zum einen soll der Erlass der LSVA für Elektro- und Brennstoffzellen-Lastwagen bis mindestens 2030 weitergeführt werden. Zum anderen entfällt ab 2026 die Rückerstattung der Mineralölsteuer für konzessionierte Verkehrsbetriebe, was gesamthaft bis zu achtzig Millionen Franken jährliche Rückzahlungen an ÖV-Betriebe gebracht hatte. Neu sollen mit 45 Millionen Franken die Anschaffungen von Elektrobussen gefördert werden. Dazu will der Bund 75 Prozent der zusätzlichen Investitionskosten übernehmen, welche für die Ersatzbeschaffung von Dieselbussen durch Elektro- oder Wasserstoffbusse anfallen. Diese Förderung soll bis ins Jahr 2030 begrenzt werden.

«Truck of the Year 2023»

Anlässlich der «IAA Transportation» in Hannover wurde der LKW-Hersteller DAF am 19. September für seine neue Fahrzeuglinie XD mit dem «International Truck of the Year 2023» ausgezeichnet. Der für den Verteiler- und Baustellenverkehr konzipierte XD wurde konsequent auf die neuen Reglementarien der EU zu Abmessungen und Gewichten ausgerichtet, was ihn besonders sparsam und nochmals sicherer macht. Eine besondere Erwähnung verdient die sehr gute Direktsicht auf die Umgebung, was im Agglomerationsverkehr von hoher Bedeutung ist. Dazu tragen die weit nach unten gezogene Windschutzscheibe, das optionale Bordsteinfenster auf der Beifahrerseite und die serienmässige Kamera anstelle des Eckspiegels bei.

GoH! ist auch eine Bildungsoffensive

Unter der Abkürzung GoH! – «Generation of Hydrogen!» – arbeiten in der Westschweiz verschiedene Partner seit 2019 an einer eigenen Wasserstoffinitiative. Angestossen von der Migros-Genossenschaft Genf, wurde diesen Sommer der von der Larag umgebaute Lastwagen vorgestellt und bei der Gelegenheit auf die Notwendigkeit zusätzlicher Bildungsmöglichkeiten hingewiesen. «Heute fehlt es jungen Menschen an Institutionen, in denen neue Technologien im Kampf gegen den Klimawandel erlernt werden können, wie die technische Ausbildung zu Brennstoffzellen, Wasserstoffherstellung und -lagerung sowie zu anderen neuen Umwelttechnologien», hiess es anlässlich der Fahrzeugvorstellung. In der Romandie laufen Gespräche, um technische Lehrgänge für Brennstoffzellen und Wasserstoff aufzubauen.

Elektro-Vans von Mercedes und Rivian?

Mercedes-Benz-Vans und das amerikanische E-Mobil-Start-up Rivian wollen künftig zusammen grosse Elektro-Lieferwagen herstellen. Die beiden Hersteller planen die Schaffung eines Produktions-Joint-Ventures. Es soll in eine gemeinsame betriebene Fabrik in Europa investiert werden mit dem Ziel, bereits in wenigen Jahren dort grosse Elektro-Vans für beide Firmen vom Band rollen zu lassen. Geplant sind produktionsoptimierte Fahrzeugkonzepte für eine effiziente Fertigung auf gemeinsamen Produktionslinien. Mercedes baut dabei auf seine elektrische Plattform VAN.EA auf, Rivian auf seiner Light-Van-Plattform.

Hyundai und Iveco suchen Synergien

Anfang März haben die Iveco Group und die Hyundai Motor Company eine Absichtserklärung unterzeichnet, um eine Zusammenarbeit bei gemeinsam genutzter Fahrzeugtechnologie und gemeinsamer Versorgung bei den Nutzfahrzeugen abzuklären. Es geht um potenzielle Synergien in Bereichen wie elektrische Antriebsstränge und Plattformen wie Brennstoffzellensysteme, Fahrzeugautomation oder Vernetzung von Nutzfahrzeugen. Hyundai und Iveco erhoffen sich mit einem gemeinsamen Eco-System eine führende Rolle im sich schnell ändernden Umfeld einnehmen zu können. Als erstes Resultat der Zusammenarbeit wurde auf der «IAA Transportation» in Hannover soeben der Iveco eDaily FCEV enthüllt. Auf dem ebenfalls brandneuen Elektro-Daily aufgebaut, werden eine 90-kW-Brennstoffzelle und Tanks für zwölf Kilogramm Wasserstoff montiert. Der Prototyp soll eine Nutzlast von drei Tonnen bieten, bei einem Gesamtgewicht von 7,2 Tonnen, und er soll rund 350 Kilometer weit fahren.