Wie viele Pflanzen- und Tierarten brauchen wir in unserer Umwelt? Diese Frage beschäftigte lange Zeit vor allem Fachleute, ist nun aber mit der «Biodiversitätsinitiative» zum grossen gesellschaftlichen und politischen Thema geworden. Am 22. September stimmt die Bevölkerung über die von Natur- und Umweltorganisationen lancierte Volksinitiative «Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft» ab. Diese verlangt mehr Massnahmen, Mittel und Schutzflächen zur Förderung der Biodiversität und wird von zahlreichen Umweltorganisationen und Stimmen aus der Wissenschaft unterstützt. Bundesrat und Parlament sind der Auffassung, die bisher getroffenen Vorkehrungen seien genügend, in die gleiche Richtung argumentieren der Bauernverband im Namen der unmittelbar betroffenen Branche Landwirtschaft sowie Wald Schweiz.

 

Wert der Artenvielfalt

Dieses Heft von Weltwoche Grün ist allerdings nicht auf die politische Auseinandersetzung ausgerichtet, sondern vor allem auf die Frage, wie es der Umwelt geht, respektive wie der heutige Zustand der Biodiversität zu beurteilen ist – aus unterschiedlichen Perspektiven. Prof. Bernhard Schmid, emeritierter Professor für Umweltwissenschaften an der Universität Zürich, erklärt im Interview aus Sicht der Forschung und seiner Erfahrungen, welche Bedeutung Biodiversität für das Leben auf der Erde hat und welche Entwicklungen speziell im Auge zu behalten sind (zur Story).

Der auch in der Praxis tätige Biologe Marcel Züger legt in einem Übersichtsartikel auf zur Story dar, in welchen Facetten die Artenvielfalt in der Schweiz zugenommen und wo sie gelitten hat. Nach seiner Beurteilung gibt es keine Biodiversitätskrise – eine Einschätzung, die unter anderem beim Bauernverband Anklang findet und die in deutlichem Kontrast steht zu den Appellen von Umweltorganisationen wie etwa der in diesem Heft vorgestellten NGOs Pro Natura und BirdLife (Seiten 14, 15).

Wie weit bestimmt eigentlich die Ausstattung mit natürlichen Vorteilen und Ressourcen die Entwicklung von Ländern? Wer hat die besten Karten in der Hand? Reto Cueni, Chefökonom beim Investmenthaus Vontobel, präsentiert unter dem Titel «Wettstreit um Ressourcen» eine elektrisierende Analyse zur Frage, wie die Ausstattungen von Ländern die Geopolitik prägen, welche Rolle Investitionen spielen, wer die wahren Grossmächte sind (zur Story).

Apropos Investieren: Im Gegensatz zu Karl Marx’ These, wonach Kapitalismus im Kollaps münde, liegt gerade im Kapitalaufbau, so der Ökonom Peter Zweifel auf zur Story, die grosse Chance zur Bewahrung der Umwelt.