Einen grösseren Schweiz-Fan als den Dänen Niklas Nikolajsen muss man weit suchen. Kaum haben wir uns in seinem prächtigen Herrschaftssitz aus dem 18. Jahrhundert die Hand geschüttelt, zückt er seinen Schweizer Pass, den er stets bei sich trägt. «Ich liebe ihn!», ruft er und schwenkt ihn durch die Luft. Seit über zehn Jahren wohnt er in der Schweiz, seit kurzem hat er den roten Pass. Und seit kurzem ist er auch in den St. Karlshof eingezogen. 2018 kaufte er das historische Gebäude, in dem Alberich Zwyssig 1841 den Schweizerpsalm komponiert hatte, für achtzehn Millionen Franken. Die gründliche Renovation kostete nochmals etwa das Dreifache. Viele der Fenster sind nun aus kugelsicherem Glas. Reich wurde Nikolajsen mit seiner Firma Bitcoin Suisse AG, die er 2011 gründete, als noch niemand von der Kryptowährung sprach. Die Bilanz schätzt sein Vermögen auf 250 Millionen Franken. Vor zwei Jahren zog sich der visionäre Unternehmer aus dem Geschäft zurück. Nun will er sich vor allem auf seine Familie und den St. Karlshof konzentrieren.

Der 49-jährige Skandinavier entspricht keinem Klischee. Er schaut nicht aus wie ein T-Shirt-tragender Tech-Unternehmer aus dem Silicon Valley, noch weniger wie jemand aus der Schweizer Finanzwelt. Eher sähe man ihn als mexikanischen Grossgrundbesitzer oder als stolzen Kutscher in einer Arthur-Schnitzler-Erzählung. Einen Führerschein besitzt er nicht. Er wird die Autoprüfung aber dieses Jahr machen. Auch hat er eine Namensänderung beantragt: Aus Niklas Nikolajsen soll Niklas von Karlshof werden. Die Chancen stehen gut, dass es klappt. Geschichtsnarr Nikolajsen ist ein Genussmensch und ein leidenschaftlicher Sammler von alten Münzen und Waffen, in Kopenhagen besitzt er eine Whisky- und Rock-Bar. Der Familienvater ist mit einer Dänin verheiratet. Soeben kam ihr drittes Kind, eine Tochter, zur Welt. Er freut sich darauf, die Kleine in der Kapelle, die ebenfalls zum Karlshof gehört, taufen zu lassen.

Weltwoche: Herr Nikolajsen, wieso haben Sie den St. Karlshof gekauft?

Niklas Nikolajsen: Ich wohne schon seit 2011 in Zug. Immer wieder fuhr ich am St. Karlshof oder Salesianum, wie es heisst, vorbei. Ich wunderte mich immer, weshalb eine solch schöne Liegenschaft nicht unterhalten wurde. Sie war in einem sehr schlechten Zustand. Immer wieder gab es Kaufinteressenten. Da es sich aber um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, musste man es renovieren, und man durfte es nicht abreissen. Renovieren heisst: Man muss mindestens das Doppelte des Kaufpreises dafür aufbringen. Für viele war das kein gutes Investment. Zudem müssen gewisse Bereiche des Karlshof ein paar Tage pro Jahr der Öffentlichkeit zugänglich sein. Für Milliardäre kam so etwas nicht in Frage. Mich interessierte es, es sah nach einer Herausforderung aus.

Weltwoche: Haben Sie zuvor auch schon so herrschaftlich gewohnt?

Nikolajsen: Nein, ich habe mit meiner Frau, den Kindern und der Schwiegermutter in einer zweistöckigen Wohnung in der Zuger Altstadt gelebt.

Weltwoche: Wieso kamen Sie in die Schweiz und nach Zug?

Nikolajsen: Wir haben alle verschiedene Prioritäten. Etwas, das ich sehr mag, ist, keinen Boss zu haben und Freiheit. Ich mag es nicht, wenn andere Leute mein Leben managen, wenn die Regierung dir Geld wegnimmt und es dann für die Allgemeinheit ausgibt. Wie in Dänemark. Das Land ist unglaublich bürokratisch und sozialistisch. 50 Prozent der Leute arbeiten beim Staat, in der Schweiz sind es, glaube ich, 12 Prozent. Die Dänen sind zwar glücklich und ein easygoing Volk. Im Durchschnitt ist eine dänische Familie aber viermal ärmer als eine Familie in Zug.

Weltwoche: Dänemark war also zu arm für Sie?

Nikolajsen: Nein, Dänemark ist zu wenig freiheitlich. Das Land wird quasi von Brüssel aus regiert. Die Leute haben überhaupt keine Möglichkeit, die Politik zu beeinflussen. Hier ist es anders. In Zug treffe ich Politiker im Coop. Die Freiheit war es, die mich in die Schweiz zog. Und die Situation ist sogar besser als erwartet. Hier herrscht ein völlig anderes Arbeitsverständnis. Wenn man in Dänemark die Hüfte bricht, wartet man anderthalb Jahre auf eine Operation, in der Schweiz zehn Tage. Die Kriminalität ist doppelt so hoch wie in der Schweiz – obwohl sie bereits in Dänemark im weltweiten Vergleich nicht hoch ist.

Weltwoche: Aber Sie kamen ja in die Schweiz, um Geschäfte zu machen …

Nikolajsen: Ja, das war der wirkliche Grund. Als ich eine Firma gründen wollte, stellte ich fest, dass die Regulierungen in Dänemark überhaupt keinen Sinn ergeben. Ich schaute mich nach anderen Ländern um. Schliesslich waren für mich Neuseeland, Kanada und die Schweiz am attraktivsten. Es hätte zwar auch Länder gegeben, in denen ich keine Steuern hätte zahlen müssen. Aber das sind Diktaturen, das ist nichts für mich.

Weltwoche: Die USA waren nie ein Thema?

Nikolajsen: Am Ende des Tages bin ich ein Europäer. Amerika ist weit weg. Und der kulturelle Unterschied ist gross. Amerika ist nichts für mich: zu laut, zu viel Cola, zu viele Burgers, zu viele Cowboys.

Weltwoche: Wie sind Sie aufgewachsen?

Nikolajsen: Meine Mutter stammte aus einer reichen Familie von den Färöern. Sie wollte weg und ging aufs dänische Festland. Sie war Krankenschwester. Ihrer Familie war dies zu niedrig. Noch viel weniger mochte sie, dass sie meinen Vater, einen Bauern, heiratete. Er wollte aber nicht in Dänemark bauern, und wir zogen für die Entwicklungshilfe nach Afrika. Wir wohnten in vielen Ländern. Als sich meine Eltern trennten, zogen meine zwei Schwestern und ich mit meiner Mutter nach Dänemark zurück. Sie wurde Alkoholikerin, und ich kam in ein Internat. Danach studierte ich Computerwissenschaften. Von 1998 bis 2010 arbeitete ich als Programmierer und Softwareentwickler in Dänemark, hauptsächlich im Bankensektor.

Weltwoche: Was hat Sie als Kind am meisten geprägt?

Nikolajsen: Ich denke, die Armut und das Elend, das ich in Afrika sah. Gleichzeitig sah ich haufenweise Leute in Uniformen, hochdekoriert. Das prägte mich. Mir wurde schon damals die Ungerechtigkeit des Zentralismus vor Augen geführt. Eine Uniform heisst für mich nichts. Die Person darin ist entscheidend.

Weltwoche: Sie bezeichnen sich als Libertären, Dezentralisierung ist für Sie oberstes Gebot. Was gab den Ausschlag?

Nikolajsen: Ja, ich bin ein wirklich, wirklich Libertärer. Nun, intellektuell überzeugten mich natürlich die Wirtschaftstheorien von Mises, Rothbard oder Hayek. Ursprünglich schreckte mich das Leid in Afrika ab, das ich als Kind sah und das durch kriminelle Regierungen verursacht wurde. Ich bin einfach dagegen, dass bestimmte Leute bestimmte Macht haben sollten, weil das immer zu Missbrauch führt. Wäre Hitler einfach ein Durchgeknallter gewesen, wäre das Schlimmste, was hätte passieren können, dass er auf der Strasse ein paar Leute zusammengeschlagen hätte. Betrat er aber ein zentral organisiertes System wie das Deutsche Reich, war es bloss eine Frage der Zeit, bis die Panzer rollten. In einer Gesellschaft ohne so stark zentralisierte Kontrolle wäre so etwas nie passiert. So etwas geht immer schief. Auch dann, wenn die Absichten nur die besten wären. Haben Sie «The Lord of the Rings» gelesen?

Weltwoche: Ja …

Nikolajsen: … der Ring gibt einem alle Macht. Die Weisen wissen das und wollen ihn zerstören. Die nicht so Weisen wollen den Ring aber unbedingt erhalten und glauben, sie wären damit die Guten. Macht macht aber immer böse.

Weltwoche: Führt die totale Dezentralisierung nicht auch zu einem Auseinanderbrechen der Gesellschaft?

Nikolajsen: Ich glaube an freiwillige Zusammenarbeit. Es ist doch cool, wenn man sich hier in Zug organisieren und zum Beispiel sagen kann: Bauen wir doch ein Stadthaus, schauen wir, dass alle Strassen sauber sind et cetera. Ich glaube einfach nicht, dass es gut ist, der Regierung eine gesonderte Macht zu gewähren. Wenn man eine Gemeinschaft ist, bilden sich automatisch allgemeingültige Regeln heraus, dafür braucht es keine Regierung. Die direkte Demokratie in der Schweiz kommt einem solchen System sehr nahe.

Weltwoche: Sie waren einer der Ersten, die an die Kryptowährung Bitcoin glaubten. Wann haben Sie zum ersten Mal davon gehört?

Nikolajsen: Es war im Frühling oder Sommer 2010. Ich bewegte mich schon seit längerem in Foren, wo darüber diskutiert wurde, wie Technologie menschliche zentralisierte Behörden ersetzen könnte. Bitcoin war schon etwa der 50. Versuch, das Finanzwesen zu dezentralisieren. Deshalb hielt sich meine Faszination in Grenzen. Bis mich jemand in Kopenhagen auf das «White Paper» aufmerksam machte. Er sagte: «Niklas, du musst dir das anschauen, das ist unglaublich intelligent.» Ich las also das White Paper, das zum Glück bloss acht oder neun Seiten umfasst …

Weltwoche: … die Schrift «Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System» von Sathoshi Nakamoto, dem Pseudonym des sagenumwobenen Bitcoin-Erfinders

Nikolajsen: … genau. Etwa in der Hälfte wusste ich: Das ist die grösste Erfindung überhaupt. Es thematisiert Dinge, von denen wir dachten, sie seien unmöglich: wie eine dezentralisierte, digitalisierte Währung und ein ebensolches Zahlungssystem funktionieren. Es kam noch etwas anderes dazu: Grosse Sorgen machte mir, wie sich das Internet entwickelte. Zu Beginn war es sehr cool, weil man schnell zu Informationen kam. Ebenso schnell erlangten ein paar wenige Grosse wie Google, Yahoo oder Apple die Kontrolle über das Internet. Ich sah uns einer orwellschen «1984»-Welt entgegensegeln, in der alles überwacht wird. Als ich über Bitcoin las, dachte ich: O. k., das wird die Freiheit meiner Kinder retten. Da keiner mehr Kontrolle darüber hat als ein anderer, kann das System auch nicht missbraucht werden. Ich fand das herkömmliche Geldsystem fürchterlich unfair. Ich sah in Bitcoin eine Lösung, von der alle in der Welt profitieren können. Deswegen sagte ich: Ich muss damit arbeiten. Es ging nie darum, dass ich einmal ein Schloss besitzen wollte.

Weltwoche: Geld war also nicht Ihr Antrieb?

Nikolajsen: Nein. Klar, mit Geld lässt sich das Leben komfortabler einrichten. Aber wenn es mir ums Geld gegangen wäre, hätte ich meine Bitcoins, die ich für 70 Cent gekauft hatte, verkauft, als sie bei 3, 5 oder 10 Dollar waren.

Weltwoche: Was taten Sie stattdessen?

Nikolajsen: Die Idee war einfach: Ich wollte in die Welt hinaustreten, den Bitcoin predigen, Leute mit Appetit auf Risiko dabei unterstützen, in Bitcoin zu investieren. Und jenen, die bereits Bitcoins hatten, beim Verkauf helfen. Die Regulierungen in Dänemark waren fürchterlich, ich hätte nur mit sehr viel Kapital und einer Armee von Anwälten eine Firma gründen können.

Weltwoche: So sind Sie also in der Schweiz gelandet …

Nikolajsen: … ja, von Dänemark aus suchte ich 2011 eine Wohnung zuerst vergeblich in Zürich, dann in Zug. Ich hatte etwas in Aussicht, musste aber drei Monatsmieten im Voraus bezahlen. Dank Freunden konnte ich das Geld buchstäblich über Nacht auftreiben. Sie müssen wissen, in Dänemark ist es enorm schwierig, zu sparen, weil so viel Geld an den Staat geht. Es ist zwar vieles gratis, aber selbst hat man kein Geld. Ich flog also in die Schweiz mit nur einem Computer, ein paar Boxershorts und einem Buch im Gepäck und bekam die Wohnung! In der ersten Nacht schlief ich auf dem Boden. Schon am nächsten Tag erhielt ich eine Stelle bei einer Beratungsfirma als Programmierer. Für einen Auftrag arbeitete ich dann bei der Credit Suisse. In den Mittagspausen sprach ich immer von Bitcoin, Bitcoin, Bitcoin. Nach anderthalb Jahren wurde ich eingeladen, beim Wealth Management der Credit Suisse eine Bitcoin-Präsentation zu machen. Ich nannte es Bitcoin Suisse. Ich sagte, das sei die Zukunft und dass wir den Credit-Suisse-Kunden in ihrem Portfolio eine kleine Bitcoin-Position anbieten sollten.

Weltwoche: Wie war die Reaktion?

Nikolajsen: Ich fand, die Präsentation sei sehr gut gelaufen. Sie sagten mir aber, dass es für die Bank von absolut keinem Interesse war. Ich war natürlich enttäuscht. Etwas später kamen zwei Banker, die beim Pitch dabei gewesen waren und die Idee gut gefunden hatten, zu mir. Sie fanden, ich müsse das unabhängig aufziehen und nicht innerhalb der Bank. Ich hatte aber keine Ahnung, wie das gehen sollte, da ich keine unternehmerische Erfahrung hatte. Sie sagten: Du besorgst einen Drittel zur AG-Gründung, wir die anderen zwei. Am nächsten Tag kündigte ich, und wir riefen die AG ins Leben. Wie im Pitch nannten wir sie Bitcoin Suisse. Sie befand sich in einer Zweizimmerwohnung in Baar, wo wir bald zu fünft arbeiteten und wohnten. Nach zwei Jahren gingen wir pleite. Doch die Mitarbeiter sagten: Wir machen weiter ohne Lohn. In dieser Zeit gingen weltweit alle Bitcoin-Firmen, bis auf zwei, ein. 2015 erholte sich der Bitcoin, und wir waren in Europa die Einzigen in diesem Geschäft. Innerhalb kürzester Zeit wuchs unser Unternehmen von zwanzig auf 300 Angestellte. Und von ein paar Millionen in verwaltetem Anlagevermögen auf ein paar Milliarden.

Weltwoche: Ging für Sie damit ein Traum in Erfüllung?

Nikolajsen: Ich erinnere mich an den Tag, an dem mir bewusst wurde, dass ich jetzt sehr reich war. Wir waren jetzt statt in einer Zweizimmerwohnung mit fünf Angestellten in einer Fünfzimmerwohnung mit zwölf Leuten, insgesamt hatten wir achtzehn Angestellte. In der Buchhaltung herrschte ein Riesendurcheinander. Ich war zwei Jahre mit den Steuern im Verzug, das Steueramt war hinter mir her, wir waren einfach permanent am Arbeiten, Arbeiten, Arbeiten. Die Behörden liessen uns so lange gewähren, weil sie uns als Investment betrachteten. Danach wollten sie natürlich Geld sehen – und sie kriegten das Geld auch. Wir brachten also endlich Ordnung in die Buchhaltung, und nun sahen wir, dass wir an einem Währungsgeschäft 35 Millionen Dollar verdient hatten. Wir konnten es nicht glauben und dachten, das Geld gehöre einem Kunden. Nach ein paar Monaten stellte sich heraus, dass es tatsächlich unsere Kursgewinne waren. Plötzlich hatten wir, die fast die Miete nicht bezahlen konnten, 35 Millionen!

Weltwoche: Was war das für ein Gefühl?

Nikolajsen: Eher ernüchternd. Zuvor malten wir uns in unserer WG immer aus, was wir machen würden, wenn wir viel Geld hätten: sofort auf die Bahamas et cetera. In Wirklichkeit war es anders. Ich wollte überhaupt nicht auf die Bahamas. Klar, es war ein gutes Gefühl. Aber nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Es ging jetzt mehr darum, Struktur in die Firma zu bringen, anständige Löhne zu zahlen, bessere Büroräumlichkeiten zu suchen und so weiter. Und so ging es weiter, die Firma wuchs und wuchs und wuchs – bis 2022. Dann hatte ich genug.

Weltwoche: Weshalb?

Nikolajsen: Weil ich mich zu stark von den Dingen, die mir wichtig waren – die Technologie, die Kunden –, entfernt hatte und mich stattdessen mit Managementaufgaben auseinandersetzen musste. Mein Ziel war es aber immer gewesen, die Technologie voranzutreiben. Nun ging es vor allem um Politik, weil das Unternehmen so gewachsen war. Ich war stets in Verhandlungen mit den Behörden et cetera. Ich und Bürokraten – das kommt nicht gut. Und dann wollte ich natürlich auch meine Kinder mehr sehen, bevor sie ausziehen. Als ich merkte, dass Bitcoin ein Erfolg war, verlor ich auch ein wenig das Interesse.

Weltwoche: Was genau ist die Zukunft von Bitcoin, wird man damit eines Tages im Laden bezahlen können, wird es herkömmliche Währungen ersetzen?

Nikolajsen: Ich sehe Bitcoin künftig als staatliche Währungsreserve, als elektronisches Gold sozusagen. Längerfristig wird sich Bitcoin auch als Zahlungsmittel für den Einzelnen durchsetzen.

Weltwoche: Sie sagten, dass Sie in den Ruhestand getreten sind. Werden Sie die Entwicklungen, die Sie soeben schilderten, also nicht aktiv mitgestalten?

Nikolajsen: Nun, meine Familie wollte, dass ich mich zurückziehe, auch war ich ein bisschen müde. Der Umbau des St. Karlshof war an einem Punkt angelangt, der mich voll beanspruchte. Ich entschied mich für den Karlshof, sonst wäre alles auseinandergefallen. Zudem war ich für die Firma nicht mehr wichtig.

Weltwoche: Das Kapitel Bitcoin ist für Sie geschlossen?

Nikolajsen: Bitcoin ist im Mainstream angelangt, und das war mein Ziel. Die Zuger Kantonalbank warf mich damals raus, weil ich was mit Bitcoin zu tun hatte. Nun bietet sie Bitcoin an . . wir haben gewonnen. Bei Bitcoin Suisse bin ich noch Mehrheitsaktionär, und ich unterstütze das Unternehmen natürlich immer noch, wenn immer möglich.

Weltwoche: Ihr Hauptaugenmerk gilt nun aber der Familie und dem Karlshof?

Nikolajsen: Nicht für immer, aber ich habe so viel in den Karlshof investiert in den letzten fünf Jahren. Das war wirklich viel Arbeit: zehn Stunden Karlshof, zehn Stunden Bitcoin Suisse, vier Stunden Bett. So hat mein Leben ausgeschaut. Jetzt brauche ich eine Pause. Und danach werde ich natürlich wieder etwas machen. Meine Frau würde es nicht mögen, wenn ich hier nur rumsitzen würde. (Lacht) Was es ist, was ich machen werde, weiss ich noch nicht, auf alle Fälle etwas Cooles!

Weltwoche: Welchen unternehmerischen Prinzipien folgten Sie beim Aufbau der Firma?

Nikolajsen: Eigentlich war ich überrascht, dass ich Unternehmer geworden bin. Für mich galt immer eine eiserne Regel: Sei anständig und ehrlich. Und wenn jemand nur schon den Gedanken hegte, sich an Kundengeldern zu vergreifen, wurde er sofort entlassen. Und glauben Sie mir, das passiert in der Finanzwelt oft. Mich interessierte und interessiert wirklich nicht, auf Teufel komm raus einfach mehr Geld zu verdienen. Ich bin nicht Warren Buffett: die nächste Milliarde, die nächste Milliarde.

Weltwoche: Was haben Sie gelernt in den Jahren als Neo-Unternehmer in der Schweiz?

Nikolajsen: (Lacht und überlegt) Was ich gelernt habe? Dass ich nicht nutzlos bin. In der Geschichte meiner Familie hat es immer viele coole Leute gegeben, und ich dachte immer: Wieso bin ich nicht so? Bei Familientreffen sagen diese heute: Du kannst nun bei uns am Tisch sitzen und nicht bei den Losern! (Lacht) Und was ich gelernt habe: Das Geschäft mit dem Geld ist ein schmutziges Geschäft.

Weltwoche: Das war Ihnen neu

Nikolajsen: Natürlich nicht, aber jetzt hatte ich es erlebt. Es ist ein solch korruptes Geschäft mit so vielen Schwindlern und Gaunern.

Weltwoche: Was gab Ihnen die Kraft, durchzuhalten?

Nikolajsen: Ich wollte, dass Bitcoin ein Erfolg wird, und ich hasse es, aufzugeben. Und ich hasse Leute, die sich dauernd beschweren. Vor allem, wenn es eigentlich keinen Grund dafür gibt. Ich bewunderte und bewundere Leute, die unter Druck stehen und es trotzdem durchziehen. Ich möchte sein wie diese. Vielleicht bin ich nicht so cool wie sie, aber zumindest bin ich keine Heulsuse.