Auto Schweiz, der Verband der Automobilimporteure, hat eben bekanntgegeben, dass die «Verbreitung alternativer Antriebssysteme» unvermindert weitergehe. «Erstmals nach drei Quartalen erreicht der Marktanteil von Hybrid- und Elektromotorisierungen die 60-Prozent-Marke.» Drei von fünf der insgesamt 175 730 Neuwagen seien in der Schweiz und in Liechtenstein seit Anfang des Jahres «nicht oder nicht nur von einem Benzin- oder Dieselmotor» angetrieben, schreibt Auto Schweiz in einer Mitteilung.

Wahr ist aber auch, dass der Marktanteil reiner Elektrofahrzeuge rückläufig ist. Über die Gründe dafür rätseln die Konzernlenker und politischen Verantwortlichen. Leider ist die Antwort wohl komplexer, als es viele gerne hätten, aber wir wollen es uns hier einfach machen: Elektrisches Autofahren ist eine gute Sache. Kürzlich war ich mit dem neuen Polestar 4 auf Testfahrten durch die Seen- und Berglandschaft Bayerns unterwegs, und wenn man sich nur auf das Vergnügen des reinen Fahrens konzentriert, sind E-Autos wie jene des chinesisch-schwedischen Herstellers Polestar, der zum Geely-Konzern gehört, in mancher Hinsicht besser und angenehmer als Modelle mit Verbrennungsmotoren.

Der Polestar 4 hat auch deshalb Schlagzeilen gemacht, weil er anstelle einer Heckscheibe ein hochauflösendes Kamera-Rückspiegelsystem aufweist, was ihm ein verwegen-fortschrittliches Aussehen verleiht. Dennoch befriedigt diese Design-Idee vermutlich kein besonders oft nachgefragtes Kundenbedürfnis. Durch das Weglassen der Heckscheibe, so begründet es ein Verantwortlicher der Marke, habe man die C-Säule nach hinten verschieben können, was mehr Raum und Kopffreiheit für die Passagiere in der zweiten Reihe bringe. Da stellt sich dem neutralen Beobachter allerdings die Frage, warum denn überhaupt die Coupé-Form gewählt wurde.

Dafür macht das SUV-Coupé aus der Perspektive des Fahrers grosse Freude. Trotz einer Länge von fast fünf Metern fährt sich das Auto äusserst angenehm, der lange Radstand von fast drei Metern kommt dabei durchaus in einem Zugewinn an Komfort allen Passagieren zugute. Dazu kommen die angenehme Ruhe klarer Linien, der funktionale ästhetische Innenraum und Details wie die gutkonturierten, vorne und hinten elektrisch verstellbaren Sitze, was für eine zeitgemässe Form des Luxus steht. Dazu passen auch die nachhaltigen Materialien wie etwa die in 3-D gestrickte Textiloberfläche aus recycelten PET-Flaschen und eine solide Verarbeitung, die auf oder über dem Niveau mancher Premiumhersteller liegt. Überhaupt ist der Polestar 4 ein feines Reisefahrzeug mit allen Vorteilen elektrischer Fortbewegung.

 

Polestar 4 Long Range Dual Motor

Antrieb: 2 Elektromotoren, Allradantrieb; Leistung: 400 kW/544 PS; max. Drehmoment: 686 Nm; Hochvoltspeicher: 400-V-Lithium-Ionen-Batterie/100 kWh Kapazität; DC-Laden: bis 200 kW; Reichweite (WLTP): 590 km; Beschleunigung 0–100 km: 3,8 sec; Verbrauch (WLTP): 18,7–21,7 kWh/100 km; Höchstgeschwindigkeit: 200 km/h; Preis: Fr. 71 900.–