Überdurchschnittlich intelligente MĂ€nner haben anscheinend MĂŒhe, Frauen fĂŒr sich zu begeistern, wenn es in Kennenlernsituationen um sexuelles Interesse geht. Diese These haben zwei Herren in einem Podcast geĂ€ussert. Sie argumentieren, dass der «weniger intelligente» Mann der attraktiven Frau an Orten wie Bars oder Klubs einfach sein Interesse bekundet – in dem Moment zĂ€hle nur, wie er sich gerade fĂŒhle und was er tun werde, und damit habe er Erfolg. Anders als die Hochintelligenten: «MĂ€nner mit hohem IQ denken zu viel darĂŒber nach: â€čIch habe all diese Blogs und sechs BĂŒcher ĂŒbers Kennenlernen gelesen, habe mich informiert, wie ich mich dieser Frau am besten nĂ€hereâ€ș – und all das zischt in dem Moment in ihrem Kopf herum.» Das analytische Denken, das diesen Typ Mann in allen anderen Lebens- oder Arbeitssituationen voranbringe, sei beim AnnĂ€hern an eine Frau der falsche Weg. Sie wĂŒrden nicht verstehen, dass sie damit kein sexuelles Interesse erzeugten, sondern nur mit emotionalem Denken.

Das ist interessant. Und ja, ĂŒbermĂ€ssige Logik und analytisches Denken helfen tatsĂ€chlich oft nicht, wenn es um Frauen geht, denn diese funktionieren nicht immer nach reiner Logik. Darum sollte man in Kennenlernsituationen das, was Frauen sagen, auch nicht immer wörtlich nehmen. Vieles ist flirtend gemeint oder nicht ganz ernst.

In Kennenlernsituationen sollte man das, was Frauen sagen, nicht immer wörtlich nehmen.

Weiter ist in solchen Situationen oft Smalltalk gefragt. Hochintelligenten MĂ€nnern liegt Smalltalk wohl eher nicht, manche von ihnen sind vielleicht nicht ausserordentlich erfolgreich im socializing. HĂ€ufig sind sie in sehr kopflastigen und analytisch fordernden Berufen wie dem Programmieren tĂ€tig, in denen man sich eher weniger mit Mitmenschen austauscht, viel mehr mit dem Computer kommuniziert. Oft arbeiten in solchen DomĂ€nen kaum Frauen; beim Smalltalk fehlt dann schlicht die Übung. Möglicherweise wirkt man darum manchmal etwas unbeholfen, vielleicht auch unsicherer im Vergleich mit einem Bartender, der es gewohnt ist, sich stĂ€ndig mit den Ladys zu unterhalten. Es hĂ€ngt wohl mit dem Wesen, aber auch mit dem Ort zusammen, wo man sich im Alltag aufhĂ€lt. Ausserdem, so mancher, der im Besitz perfekter socializing skills ist, spricht zwar viel, sagt dabei aber nichts Essenzielles oder erzĂ€hlt Unsinn. Gut möglich, dass sich der analytischen Person dabei die Nackenhaare aufstellen wie bei einer Katze, wenn sie einen Hund erspĂ€ht, und sie nach fĂŒnf Minuten am liebsten flĂŒchten oder zumindest Dinge erklĂ€ren und richtigstellen will. Nichts gegen mansplaining, nur ist in solchen Situationen weder ErklĂ€ren gefragt noch die Rolle des Problemlösers.

Möglicherweise fĂ€llt es sehr intelligenten Menschen teils auch schwer, ĂŒber Belanglosigkeiten zu sprechen. Dazu passt das Konzept der social battery: Es gibt Leute, deren Batterien sich durch soziale Interaktionen aufladen. Sie blĂŒhen im GesprĂ€ch mit anderen völlig auf, brauchen diese. Und es gibt jene, die kostet es Energie, gesellig zu sein. Sie haben nur eine begrenzte Energie fĂŒr soziale Interaktionen zur VerfĂŒgung, bevor sie sich mĂŒde oder ĂŒberreizt fĂŒhlen. Und dann gibt es auch Menschen mit ungeĂŒbten social skills, die sich dahinter verstecken: «Ich bin halt intelligent», dabei sind sie einfach nur unbeholfen.

Die These hat wohl einen wahren Kern. ÜbermĂ€ssige Logik kann ein Hindernis sein fĂŒr den erotischen Erfolg – aufgrund der Muster, in denen man(n) sich befindet, das dĂŒrfte fĂŒr Frauen gleichermassen gelten. Aber diese kann man durchbrechen. Als intelligenter Mensch ist man in der Lage, sein Wesen zu erkennen und seine Art und sein Auftreten differenziert einzusetzen: in Flirtsituationen die Lage nicht analytisch angehen, keine Wissenschaft daraus machen. Vor allem aber, das Ganze nicht so ernst nehmen. Wer einfach eine gute Zeit hat und Dinge nicht ĂŒberdenkt, wirkt insgesamt offener und sympathischer, kann eher eine emotionale Bindung aufbauen, und das VerrĂŒckte ist, der wirkt meist tatsĂ€chlich anziehender auf die Ladys.

Es gibt aber auch Frauen, die halten eine introvertierte Wesensart fĂŒr ausgesprochen angenehm und MĂ€nner, die nicht ĂŒber perfekte social skills verfĂŒgen, fĂŒr die viel interessanteren Zeitgenossen. Manchmal harmonieren eben auch GegensĂ€tze ausserordentlich gut miteinander.

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