Wenn ich mit jemandem über das Elektroauto spreche, das ich gerade fahre, ist meistens die erste – seltener die zweite – Frage: «Wie weit kommst du damit?» Die sogenannte Reichweitenangst (engl. range anxiety) hat mittlerweile sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag, in dem steht: «Der Begriff ist auch ein Schlagwort in der öffentlichen Diskussion rund um die Elektromobilität. Häufig wird der Begriff dabei verwendet, um eine spontane, emotional geprägte Sorge zu beschreiben, die rationalen Erwägungen keinen oder nicht hinreichend Raum gibt.»
Nach rationalen Erwägungen muss, wer in der Schweiz mit einem Elektroauto unterwegs ist, keine Angst vor mangelnder Reichweite haben. Die Abdeckung mit öffentlichen Ladestationen entlang den Autobahnen, in Parkhäusern oder selbst in städtischen Quartieren ist bereits ziemlich gut. Allerdings ist es aus Kostengründen ratsam, den Strom über Nacht möglichst zu Hause in seine Autobatterie zu leiten, was wiederum für viele Mieter und Leute ohne Platz in einer Tiefgarage eine Herausforderung darstellt.
Dafür, unter anderem, wurde vermutlich der Cupra Born e-Boost entwickelt. Über dieses Modell sagt die zum Volkswagenkonzern gehörende spanische Marke, es sei «die perfekte Symbiose aus Elektrifizierung und Performance» und überzeuge durch «sportlichen Auftritt und hohe Reichweite». Es ist ja eher selten, dass man als Autojournalist Sätzen aus der Marketingabteilung bedenkenlos zustimmen kann. In diesem Fall aber sind die Werbeaussagen durchaus zutreffend. Mit dem Cupra Born e-Boost war ich zwei Wochen lang unterwegs, legte rund 450 Kilometer zurück und habe das Elektroauto im Kompakt-SUV-Format bloss einmal zum Laden angeschlossen. Nicht, weil es notwendig gewesen wäre, sondern eher um zu sehen, ob es überhaupt funktionieren würde. Und auch nach 450 Kilometern wäre Laden gar nicht notwendig gewesen, 500 Kilometer scheinen problemlos möglich. Dazu fährt der Cupra sehr angenehm, und die Materialisierung des Innenraums aus vorwiegend Recyclingstoffen ist ein überzeugendes und sinnvolles Konzept.
Nach dem beruhigenden und zufriedenstellenden Ladetest im Zürcher Einkaufszentrum Letzipark fuhr ich weiter und tiefenentspannt durch die Schweiz. Am Cupra gibt es wirklich nicht viel zu kritisieren; wenn ich einen Wunsch frei hätte, wäre es bloss eine kleine Software-Sache. Das Assistenzsystem, das dafür zuständig ist, Geschwindigkeitsanzeigen zu erkennen, liegt irritierend oft daneben. Vermutlich lässt sich das mit einem Software-Update beheben – und so etwas wie eine Verkehrsschilder-Erkennungsangst gibt es ja glücklicherweise noch nicht.
Cupra Born e-Boost
Motor/Antrieb: Elektromotor, Hinterradantrieb, 1-Gang Automatik; Leistung: 231 PS / 170 kW; max. Drehmoment: 310 Nm; Li-Ion-Batterie: 77 kWh; Reichweite: max. 552 km; Verbrauch (WLTP): 15,7–17,5 kWh / 100 km; max. Ladeleistung: 135 kW (DC); Beschleunigung (0–100 km/h): 7 sec; Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h; Preis: Fr. 46 550.–; Testfahrzeug: 53 088.–
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