Seit Anfang dieses Jahres fahre ich elektrisch – nicht nur, aber sehr oft. Als vorübergehende Leihgabe steht mir dafür ein Audi RS e-tron GT zur Verfügung, und ich möchte herausfinden, wie praktikabel die sportliche Elektrolimousine ist. Nach über vier Monaten fällt das vorläufige Fazit ziemlich positiv aus. Es ist natürlich nicht das erste Mal, dass ich über längere Zeit Elektroauto fahre. Als vor über zehn Jahren der BMW i3 auf den Markt kam, war ich monatelang mit dem kleinen Wagen unterwegs, was zu dieser Zeit noch ein echtes Abenteuer war.
Die Strecke Zürich–Basel und zurück ohne zwischenzeitlichen Ladestopp zu schaffen, war 2013 gar nicht so einfach: zum einen wegen der geringen Reichweite, zum anderen wegen der fehlenden Ladeinfrastruktur. Der Audi RS e-tron GT ist zwar auch kein Langstreckenweltmeister: Im Winter sind gegen 300 Kilometer realistisch, bei milderen Temperaturen kann man mit 400 Kilometern rechnen. Dafür lädt er die 94,4-kWh-Batterie mit bis zu 270 kW, das ist auf Langstrecken sehr hilfreich. Als ich im kalten Februar 221 Kilometer ins empfehlenswerte Hotel «Grace» in St. Moritz gefahren bin, betrug die angezeigte Restreichweite am Ziel noch 70 Kilometer. Das heisst, es wäre im Winter nicht möglich, gleichentags und ohne zu laden ins Oberengadin und zurück zu fahren.
Der wichtigste Faktor aber, der sich seit den ersten E-Autos für mich geändert hat, ist die Möglichkeit, zu Hause zu laden. Ohne privaten oder geschäftlichen Anschluss ist ein Elektrofahrzeug weder aus finanzieller noch aus praktischer Sicht besonders sinnvoll. Ende des letzten Jahres hat mein Vermieter in der grossen Tiefgarage Ladestationen mit 22 kW Leistung installiert, im Niedertarif kostet eine Kilowattstunde lediglich 14,7 Rappen (Hochtarif 41,84 Rp.), dazu kommt eine Anschlussgebühr von 12.90 Franken pro Monat. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 24 kWh auf hundert Kilometer ergeben sich daraus sehr vorteilhafte Mobilitätskosten.
Nun ist der Audi RS e-tron GT in der Anschaffung natürlich kein ausgesprochen preiswertes Modell, dafür ein besonders schönes und leistungsstarkes. Je nach Ausstattung ist mit einem Nettopreis von 170 000 bis 185 000 Franken für das Modell mit 598 PS (440 kW) Leistung zu rechnen. Mein Testwagen kommt in einer Sonderlackierung namens Sandgelb metallic mit schwarzen Akzenten daher, weshalb ich den Audi insgeheim «Goldfinger» getauft habe.
Das ergibt in der Summe ein sehr ästhetisches Gesamtbild. Die Farbe bringt die Linien des Autos besonders gut zur Geltung, das Design des RS e-tron GT halte ich, wie man sagt, für einen Wurf. Und es gibt kaum eine angenehmere Art, jeden Tag kleinere oder grössere Strecken zurückzulegen. Der Wagen ist gleichzeitig sportlich und komfortabel, ebenso schön wie praktisch. Davon aber demnächst mehr.
Audi RS e-tron GT
Motor/Antrieb: Elektromotoren, Quattro-Antrieb, 2-Gang-Getriebe; Leistung: 598 PS / 440 kW; max. Drehmoment: 830 Nm; Hochvoltspeicher (800 V): 93,4 kWh; max. Ladeleistung: 270 kW (DC); Reichweite: 495 km (WLTP); Verbrauch (WLTP): 20,3 kWh / 100 km; Beschleunigung (0–100 km/h): 3,2 sec; Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h; Preis: Fr. 151 650.–; Testwagen: Fr. 185 970.–
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Der Stromverbrauch von 24 kWh/100 Km im Durchschnitt scheint mir ziemlich hoch. Vermutlich ist da nur ‘Winterbetrieb’ eingerechnet. Im Sommer und in der Schweiz (Vmax 120) wird man kaum über 20 kWh/100 Km liegen. Im Vergleich zu einem ähnlichen Verbrenner ist der Energie-Verbrauch jedoch immer noch 3 bis 4 mal weniger!