Elektromobilität, da sollte man ehrlich sein, ist zurzeit noch ein ziemlich elitäres Projekt. Der Anschaffungspreis ist hoch, die Preisentwicklung für gebrauchte batterie-elektrische Fahrzeuge (BEV) unsicher, und vor allem braucht es zu Hause eine Infrastruktur, die Eigenheimbesitzer bevorzugt und Mietern Probleme macht. Die Installation von Wallboxen mit 11 oder 22 kW Kapazität ist aufwendig und teuer, nicht jeder Vermieter ist dazu gleichermassen motiviert. Meine Hausverwaltung hat mich aber immerhin eben darüber informiert, dass neue Elektroparkplätze installiert werden sollen. Sie kosten allerdings fünfzig Franken mehr als Plätze ohne Lademöglichkeit, die Stromkosten sind dabei natürlich noch nicht inbegriffen.
Was bis vor kurzem noch als unschlagbarer Vorteil in der Kosten-Nutzen-Rechnung eines BEV galt, ändert sich gerade dramatisch. Ein Elektrofahrzeug zu laden, ist ziemlich teuer geworden. Und angesichts grün-roter Verknappungsstrategien beim Strom ist mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen. Ich bin ja kein Betriebswirtschaftler, aber wenn man wie in Deutschland – und in der Schweiz von vielen gewünscht – CO2-freie Energiequellen abstellt und gleichzeitig den Bedarf erhöht (Wärmepumpen, E-Fahrzeuge), trifft ein knapper werdendes Gut auf eine steigende Nachfrage. Das scheint mir keine gute Nachricht für die Umwelt und für Leute zu sein, die ihre Arbeit auch in Zukunft nicht bequem am Esstisch aus FSC-Holz mit dem Laptop erledigen können, sondern dafür vor Ort sein müssen.
Da haben manche Autohersteller Ideen, die dem sozialen Zusammenhalt förderlicher erscheinen. Die französische Marke Renault beispielsweise bietet schon seit 2013 den kleinen Zoe an und seit kurzem den neuen Megane E-Tech, einen vollelektrischen Kompaktwagen in der sogenannten Golf-Klasse, der für einen vernünftigen Preis alles bietet, was von einem alltagstauglichen Fahrzeug mit Stromspeicher und Elektromotor erwartet werden kann.
Potenzial zur Breitenwirkung
Technisch und qualitativ ist der Megane einwandfrei, Stadt- und Autobahnfahrten sind gleichermassen angenehm, die theoretische Reichweite liegt bei hervorragenden 450 Kilometern, in der Realität ist es naturgemäss etwas weniger, aber immer noch völlig ausreichend. Weil der Megane weniger als 1800 Kilogramm schwer ist und offensichtlich auf Energieeffizienz geachtet wurde, pendelt sich der Verbrauch bei rund 17 kWh auf hundert Kilometer ein. Das ist ein ausgezeichneter Wert und angesichts steigender Strompreise ein wichtiger Parameter. Und es komplettiert das Bild eines Elektroautos mit einem gewissen Potenzial zur Breitenwirkung.
Renault Megane E-Tech Electric EV60 Iconic
Motor/Antrieb: Elektromotor, Automatik; Leistung: 218 PS / 160 kW; max. Drehmoment: 300 Nm; Lithium-Ionen-Batterie: 60 kWh; Reichweite (WLTP): 450 km; Verbrauch (WLTP): 17,3 kWh / 100 km; Beschleunigung (0–100 km/h): 7,4 sec; Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h; Preis: Fr. 46 000.–
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