Seine Essays trugen Titel wie «Apologie des Zufälligen», «Philosophie des Stattdessen» oder «Abschied vom Prinzipiellen». Er war ein grosser Stilist, ein wunderbarer Humorist und ein Virtuose des Bonmots. Von ihm stammen Sätze wie: «Philosophie ist, wenn man trotzdem denkt», «Mündigkeit ist vor allem Einsamkeitsfähigkeit» oder «Theorie ist das, was man macht, wenn nichts mehr zu machen ist». Er selbst nannte sich einen «Transzendentalbelletristen». Die Rede ist natürlich von dem Philosophen Odo Marquard.
Flüchtling und Vertriebener
Marquard war ein Solitär unter den Philosophen, zumal unter den deutschsprachigen. Denn Witz und Esprit gehören nic ...
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Ich würde sagen, man kann das Positive von Marquardt übernehmen, auch wenn es Gott gibt... nur darf es nicht Gott der Philosophen sein, sondern Gott der Bibel, der mit dem Zuffäligen, Nichtprinzipiellen, Untheoretischen und Uneindeutigen oft spielt, uns mit berechtigten Skepsis sieht und sich wohl freut, wenn wir unsere Endlichkeit mal kapieren...
Höchst exzellentes Essay!
Super Text... Der Konservative, der an ewigen Werten festhält, geht mit ihnen auch unter. Der Konservative anerkennt aber, dass das Alte und Bestehende in die Gegenwart und die Zukunft stark hineinwirkt. Er trägt diesem Umstand Rechnung. Der Progressive verleugnet dieses Hineinwirken, für ihn hat Zukunft keine Herkunft.
Odo Marquard: Ein stiller Held. In den 80er/90er Jahren in aller Munde, aber nicht so wie die sonstigen Platzhirsche. Dazu passte die bescheidene Form, schmale Reclam-Bände, mit genialen sprachlichen Pointen, die gleichzeitig immer irgendwie ironisch waren. Ohne ein Lächeln dabei konnte man die gar nicht in den Mund nehmen ("Inkompetenzkompensationskompetenz"). Kein Blender mit Totschlagargumenten. An die Notwendigkeit von Skepsis gerade heute zu erinnern, das ist gesund! Hoch die Weltwoche!
'Der Tod ist schneller als jeder Lebensentwurf.'
Der beste und wahrste Satz seit langem. Irritierend wie entlastend.
Das Konservative lässt uns angesichts unserer prekären Existenz vorsichtig bleiben. Prekär, nicht nur durch die Verfasstheit des Psychischen an sich sondern durch die Unkontrollierbarkeit der äusseren Welt. Der Begriff 'Schicksal' ist daher durchaus angebracht.
Danke für diesen schönen Text, Herr Grau.
Lieber Herr Grau, dem Zufall ausgeliefert, wird man zum Spötter oder Zyniker. Frieden, der das Leben in dieser Welt erträglich macht und Zukunft eröffnet, findet man dadurch nicht!
Stimmt definitiv nicht.
Herrlich, das liebe ich. Jeder Mensch geht seinen, eigenen, neuen Weg - der sich im Laufe des Lebens nur noch wenig von dem der Vorgänger unterscheidet-, und unter seinen Schuhen, trägt er im Profil die Erde seines Hausgartens immer mit sich.