Als der jähe Tod Ray Liottas vermeldet und dessen Gesicht gezeigt wurde, grau, aber mit den bekannten Grübchen und dem Grinsen, als ob ihm die Mundwinkel mit einem scharfen Messer aufgeschlitzt worden wären, wem fiel da nicht Henry Hill ein aus Scorseses Mafia-Meisterwerk «Goodfellas». Und insbesondere diese Filmszene aus der Stammkneipe der Mafiosi, in der Joe Pesci als Tommy DeVito, ein Psychopath und Killer, unter Gelächter der Runde lustige Geschichten zum Besten gibt. Henry Hill, noch frisch dabei, lacht mit den anderen und japst: «Das ist komisch.» Plötzlich bricht Tommy DeVito ab und fragt Henry: «Was ist komisch?» Die Runde erstarrt – und am allermeisten Henry. «Was ist so komisch», setzt Tommy nach, «denkst du, ich bin komisch?» – «Na, ja, wie du’s erzählt hast», stottert Henry nervös. «Du denkst also, ich bin ein Clown?» Henry weiss, dass jetzt ein falsches Wort, ein einziges genügt, um Tommys Kugel im Kopf zu haben.

Es ist dieser Moment der Unberechenbarkeit, der sich dehnt und dehnt, und Henry tatsächlich nicht weiss, ob Tommy ihn auf den Arm nehmen oder erschiessen will. Schliesslich riskiert er, loszulachen, und die Situation löst sich auf, aber nie ist im Kino schrecklicher am Rand des Höllenabgrunds gelacht worden als in dieser Szene, in der Henry Hill noch einmal davon kommt in diesem practical joke des irren Killers, der bereits den kellnernden Jungen Spider wegen eines Missgeschicks über den Haufen geschossen hat. Später wird Henry mit seiner Freundin Karen, einer jewish princess, im Kokshandel versacken, denn er verstösst gegen das Gebot der Branche «Probier niemals dein eigenes Produkt». Schliesslich befreit er sich aus den Fängen der Justiz, weil er sich als Kronzeuge gegen die Wiseguys zur Verfügung stellt und alle verpfeift und im Zeugenschutzprogramm verschwindet.

Nie wieder gelang Liotta ein derartiger Erfolg, obwohl er noch in Dutzenden von Filmen und TV-Serien auftrat. Der in Brooklyn als Adoptivkind aufgewachsene Ray Liotta verlobte sich erst im Dezember 2020; seine Tochter Karsen aus erster Ehe hatte ihn mit Jacy Nittolo zusammengebracht, einer populären Podcasterin, Influencerin und Geschäftsfrau mit vier Kindern – die beiden schienen sehr verliebt zu sein und bestens zu harmonieren. Sie hielten sich in der Dominikanischen Republik auf, wo Liotta für den Film «Dangerous Waters» vor der Kamera stand. «Er verstarb friedlich, im Schlaf im Hotelbett», gab Nittolo zu Protokoll. Die Forensiker konnten weder Fremdeinwirkung noch einen Zusammenhang mit Drogen feststellen, eine Vermutung , die seit dem Tod des kokainsüchtigen Kultsängers Falco in der Dominikanischen Republik von vielen automatisch ins Spiel gebracht wurde – nicht zuletzt auch darum, weil sowohl Liottas Rolle in «Goodfellas» wie auch seine letzten Filmprojekte (u.a. «Cocaine Bear») mit dem Zeug zu tun hatten.