Der Kampf gegen die Klimaerwärmung wird in allen Sektoren ausgefochten. Den besten Erfolg erzielen die einzelnen Player aber dann, wenn sie zusammenspannen und gemeinsam auf ihre Ziele hinarbeiten. Die Logistik der Thurmed Immobilien AG, die die internen Logistikleistungen unter anderem für die Spital Thurgau AG erbringt, hat bereits stark in Elektromobilität investiert, wie Bruno Schaller, Leiter Logistik bei Thurmed, erklärt. Zur Spital Thurgau AG gehören die Kantonsspitäler in Frauenfeld und in Münsterlingen, die Psychiatrische Klinik Münsterlingen und die Klinik St. Katharinental in Diessenhofen.

Für die Transportlogistik auf dem Spitalcampus Münsterlingen und an den logistisch zugeteilten Aussenstandorten werden seit einem Jahr zwei Elektrolieferwagen eingesetzt. Im Kantonsspital Frauenfeld ist ebenfalls ein solches Fahrzeug für alle Transportaufgaben unterwegs. Auch für die Entsorgung werden auf dem Spitalcampus grösstenteils Elektrofahrzeuge benutzt. Einzig Transporte mit besonders schweren Lasten werden nach wie vor mit einem dieselbetriebenen Zugfahrzeug durchgeführt.

Auf dem weitläufigen Spitalcampus flitzt der technische Dienst mit E-Rollern von Auftrag zu Auftrag. Auf dem weitläufigen Spitalcampus Münsterlingen flitzt der Thurmed-eigene technische Dienst grösstenteils mit Elektrorollern von Auftrag zu Auftrag. Und für die Grossversorgung und den Stückguttransport zwischen den Standorten wurde im September der bisherige Diesel-Truck nach Ende seiner Laufzeit durch einen Elektro-LKW von Renault Trucks ersetzt – allein mit diesem Wechsel werden jährlich vierzig Tonnen CO2 eliminiert.

Die Beschriftung des neuen Renault Trucks E-Tech D Wide P4x2 verdeutlicht, dass Thurmed den Leistungsauftrag für den emissionsfreien Lastwagen mit der Hugelshofer Logistik AG abgeschlossen hat. Der in Frauenfeld, Zürich und Landquart domizilierte Logistiker hat sich klare Klimaziele gesetzt und will bis 2050 über den gesamten Geschäftsbereich CO2-neutral werden. Erste Investitionen in Elektrolastwagen tätigte Hugelshofer bereits 2008. Heute stehen zehn Elektro-LKW im Einsatz, bis Ende Jahr sollen zwei weitere dazukommen.

 

Know-how-Vorsprung

Doch der rund 200 Nutzfahrzeuge umfassende Hugelshofer-Fahrzeugpark soll erst einmal nur sukzessive elektrifiziert werden. «Bis 2030 wollen wir siebzig Elektro-Trucks im Einsatz haben», sagt Martin Lörtscher, CEO von Hugelshofer Logistik. Mit ihnen spart das Transportunternehmen dann über 6200 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Bei der übrigen Flotte verhält man sich vorerst Technologie-offen, um auch auf künftige Entwicklungen reagieren zu können. Gleichwohl baut Hugelshofer Logistik die Ressourcen zur eigenen Stromversorgung aus, um den steigenden Stromverbrauch abdecken zu können. Bis Ende Jahr will Hugelshofer Logistik in Frauenfeld die Kapazität der Solaranlage auf 1250 Kilowatt-Peak erhöht, die Trafostation neugebaut und vierzehn Schnellladestationen à 360 Kilowatt installiert haben.

Obwohl die Hugelshofer-Flotte zu fast 70 Prozent aus Renault Trucks besteht, ist der E-Tech D Wide der erste Elektrolastwagen des französischen Herstellers. Und er ist der erste E-Truck in der mittleren Gewichtsklasse. Die übrigen neun E-Trucks stammen von Volvo Trucks und Designwerk – allesamt «schwere Kaliber». Bei der Fahrzeugwahl, die zum E-Tech D Wide geführt hat, hatte man die Chauffeure mitbestimmen lassen. «Die Fahrzeugwahl sollte bei denen Anklang finden, die damit täglich unterwegs sind», sagt Martin Lörtscher. Die Franzosen begannen übrigens als erster LKW-Bauer damit, E-Trucks in Serie zu fertigen (siehe Kasten). Sie bringen daher einen spürbaren Know-how-Vorsprung in dieser Antriebstechnik mit.

Stationiert ist der neue Thurmed-Lastwagen auf dem Spitalgelände in Münsterlingen. Die Herausforderung dabei lag im Umstand, dass sich das Spital auch in historischen Gebäulichkeiten eines ehemaligen Klosters befindet. Die jetzigen Gebäude des ursprünglich im Jahr 986 gegründeten Klosters wurden 1709 errichtet und sind teilweise denkmalgeschützt. Der Fahrzeugaufbau musste auf die niedrigste Durchfahrt im historischen Ensemble abgestimmt werden; mit dem isolierten Aufbau misst der Lastwagen deshalb lediglich durchfahrtstaugliche 3,3 Meter.

Täglich absolviert der neue Lastwagen drei Touren, in denen Güter aus dem Zentrallager in Frauenfeld an die Kliniken und Kunden geliefert werden. Diese Versorgungsaufgabe wird von drei spezialisierten Chauffeuren bewältigt, die für den Umgang im Gesundheitswesen geschult und Teil des professionellen Spitalbetriebs sind. Mit einer Batteriekapazität von 375 Kilowattstunden erzielt der Renault-Lastwagen gut 315 Kilometer Reichweite – genug, um die Route sicher absolvieren zu können. Nur die Klinik St. Katharinental kann nicht in die Tour integriert werden, da Diessenhofen kurz vor den Toren von Schaffhausen und daher zu weit weg liegt. Deshalb wird diese Klinik durch Hugelshofer separat zwei Mal pro Woche noch mit einem Diesellastwagen versorgt.

 

Ladestationen für Mitarbeitende

In Münsterlingen wurde für den neuen Lastwagen eine eigene Schnellladestation installiert, eine 60-kW-Anlage (Gleichstrom DC) vom Ladespezialisten Kostad AG. Der Aufwand für die Stromversorgung hielt sich dabei in Grenzen. Allgemein wird E-Mobilität bei Thurmed gefördert, mit zahlreichen Ladestationen für die Mitarbeitenden in beiden Kantonsspitälern und speziellen Installationen, um während der Arbeit die E-Bikes wieder vollzuladen.

Die deutlich höheren initialen Anschaffungskosten des Elektrolastwagens finden auch im Leistungsvertrag zwischen Thurmed und Hugelshofer Logistik ihren Niederschlag. «Der Transportpreis ist wohl etwas höher, aber wir gehen wegen der Strompreise und des Wegfalls von bestehenden und künftigen CO2-Abgaben von Gesamtkosten aus, die nicht teurer sind als mit einem Diesellastwagen», so Bruno Schaller. Um den Einfluss auf die Strompreise und die Versorgungssicherheit zu vergrössern, baut die Thurmed Immobilien AG über die nächsten Jahre die Fotovoltaikkapazitäten weiter kontinuierlich aus. Versorgungssicherheit ist für die Spitalgruppe besonders wichtig, um jederzeit die besten medizinischen Leistungen bieten zu können. «Letzten Herbst wurden wegen Streiks mehrere Raffinerien blockiert, der Diesel wurde europaweit knapp», so Schaller. «Genau hier bietet die Selbstproduktion von Treibstoff beziehungsweise Energie enorme Vorteile, auch wenn der Anteil vorerst noch eher gering ist.»

So lässt sich ein wichtiger Kreis schliessen. Lastwagenhersteller wie Renault Trucks entwickeln und bauen moderne, lokal CO2-neutral fahrende Transportlösungen, die von Logistikern wie der Hugelshofer Logistik AG als Dienstleistung für Kunden wie die Thurmed-Gruppe bezogen werden. Gemeinsam senkt man so den Emissionen-Fussabdruck auf nachhaltige Weise.