Protestwellegegen Regulierung
WIRTSCHAFT. Auf den ersten Blick klingt es nicht gerade nach einer positiven Meldung: Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse wies kürzlich bei der Präsentation seines Konjunkturausblicks auf die wichtigsten Wachstumsbremsen hin. An prominenter Stelle figuriert die Überregulierung. In einer Umfrage im Verband gab ein Zehntel der befragten Unternehmen an, die wachsende Regulierung schränke das Wachstum der Firma ein. Hoheitliche Kosten.
Laut Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch zeigt sich deutlicher denn je, wie sauer man in der Wirtschaft über die Regulierung ist. Das Positive: So stärkt Economiesuisse den Widerstand gegen den Staatseinfluss, der vorher schon vom Gewerbeverband angetrieben wurde. Das jüngste Protestbeispiel stammt aus der Landwirtschaft – Renzo Blumenthal ist wegen der Bürokratie aus dem Bio-Label ausgestiegen.
Die Schweiz, Ort dervernünftigen Diskussion
GESELLSCHAFT. Nimmt in der Schweiz die Polarisierung in Meinungsäusserungen und Emotionen, das Freund-Feind-Denken, zu? Die Ökonomen Alois Stutzer und Benjamin Jansen von der Universität Basel haben dies anhand von Volksbefragungen und Panaschierverhalten, also dem Mischen von Parteien auf dem Wahlzettel, untersucht. Ihr Befund: Es gibt keinen eindeutigen Trend in Richtung der von vielen beklagten Zuspitzung der Gegensätze, ja Zerrissenheit in der Schweizer Politik, wachsenden Gehässigkeit, Polarisierung der Massen entlang den Parteigrenzen – jedenfalls nicht in den letzten zwei Jahrzehnten.
Das Thematisieren und Betonen einer wachsenden Polarisierung kann laut Stutzer ein Narrativ sein, das aus den USA importiert wurde, wo es deutliche Indizien dafür gebe. In der Schweiz aber lasse sich das Phänomen nicht nachweisen.
Pilz hilft gegen Plastikmüll
TECHNOLOGIE. Kunststoffe bestehen grossenteils aus chemischen Verbindungen, gewonnen aus Erdöl, die so stabil konstruiert sind, dass sie möglichst nicht abgebaut werden. Viele dieser Stoffe gelangen schliesslich in die Meere und belasten die Umwelt, Tendenz langfristig stark steigend. Eine niederländische Forschungsgruppe hat nun einen im Meer lebenden Pilz entdeckt, der beim Aufräumen helfen kann.
Der Pilz namens Parengyodontium album, der zusammen mit anderen Mikroben in dünnen Schichten aus Plastikmüll im Meer lebt, kann offenbar den Kunststoff Polyethylen abbauen, wenn dieser vorher der UV-Strahlung ausgesetzt wurde. Wie das Team um Annika Vaksmaa (Institut Nioz) in der Zeitschrift Science of the Total Environment darlegt, ist zu vermuten, dass in tieferen Ozeanschichten noch viele weitere plastikabbauende Pilze existieren.
Alkohol muss draussen bleiben
WISSEN. Wie wäre es, wenn im Körper ein Türsteher verhindern würde, dass Alkohol destruktiv in das System eindringt? Die ETH Zürich meldet einen Erfolg in dieser Richtung: Forscher hätten ein Proteingel entwickelt, das den Alkohol bereits im Magen-Darm-Trakt abbaue, ehe dieser über Magenschleimhaut und Darm ins Blut gelange und da seine bekannten Wirkungen tue.
Tests an Mäusen hätten gezeigt, dass dieses Gel den Alkohol schnell in harmlose Essigsäure verwandle. «Das Gel verlagert den Alkoholabbau von der Leber in den Verdauungstrakt», wird Lebensmittelprofessor Raffaele Mezzenga zitiert. Im Gegensatz zum Alkoholstoffwechsel in der Leber entstehe dabei nicht das schädliche Zwischenprodukt Acetaldehyd. Das Gel könnte also dereinst, so die Botschaft, vor oder während des Alkoholkonsums oral eingenommen werden, um zu verhindern, dass der Blutalkoholpegel steigt.
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