Björn Höcke, Fraktionschef der AfD im deutschen Bundesland Thüringen, wird von den Medien in seiner Heimat so weit wie möglich geschnitten. Im Blick erhält er nun im Rahmen eines Interviews ein unerwartetes Podium.

Die Etiketten, die Höcke und der AfD von fast allen Medien übergestreift werden, finden sich zwar auch in den Fragen der Schweizer Journalisten. Aber sehr vorsichtig formuliert.

Höcke wird als «umstrittener rechter Taktgeber» bezeichnet. Damit kann er vermutlich gut leben. Andere Attribute wie «rechtsextrem» oder gar «Faschist», wie er laut einem Gerichtsbeschluss genannt werden kann, verpackt der Blick nur in Fragen, zu denen Höcke Stellung nehmen kann.

Was in Deutschland kaum möglich wäre, darf er hier tun: Auf diese Vorwürfe antworten. Seine Reaktion: Die AfD sei eine grundbürgerliche Partei, mit Nationalsozialismus habe sie nichts zu tun, und er sei «mitnichten ein Faschist».

Es handle sich um einen «Kampfbegriff, der vom politischen Establishment verwendet wird». Er fühle sich davon nicht attackiert, sondern in eine «gute Tradition mit alten Freiheitskämpfern» gesetzt, die einst auch als Faschisten bezeichnet worden seien.

Im Interview kann Björn Höcke zu konkreten politischen Fragen wie dem Grenzschutz und einer Ausweitung der deutschen Demokratie in Richtung Schweizer Modell Stellung nehmen. Auch seine Haltung zum Krieg zwischen Russland und der Ukraine und zur Sinnhaftigkeit von Sanktionen gegen Putin darf er detailliert auslegen.

Die Bilanz: Die Chance, seine Politik ohne Vorverurteilungen zu erklären, erhält Höcke in Deutschland kaum. Ein Schweizer Medium hat sie ihm gegeben.

Was offen bleibt: Warum der Blick das plötzlich tut.