Der Bundesvorsitzende des deutschen Journalisten-Verbandes sieht in der Kampagne gegen Aiwanger lediglich kritischen Journalismus, «auch wenn das den Damen und Herren Politikern nicht gefällt».

Wie bitte?

Klar, Aufgabe der Medien ist es, die Politik kritisch zu begleiten. Das funktioniert nicht immer. Denn insbesondere Journalisten haben ausgeprägte politische Sympathien und Antipathien. Das führt dazu, dass sie über das eine politische Lager kritischer berichten als über das andere.

Das ist im Grunde kein Problem. Problematisch wird es jedoch, wenn aus kritischer Recherche eine Kampagne wird. Auch hier verlaufen die Grenzen nicht immer eindeutig. So gibt es Kampagnen, deren Recherche-Ergebnisse der demokratischen Hygiene dienen. Man denke nur an die Barschel-Affäre 1987.

Aber es gibt auch Kampagnen, die sind einfach nur schmutzige Kampagnen und nicht mehr. Das neueste Beispiel dafür ist die sogenannte Aiwanger-Affäre. Uralte Verfehlungen eines Jugendlichen werden aufgewärmt und mit teils anonymen Aussagen zu einer toxischen Mischung hochgeschrieben. Das alles, um einen politisch nicht genehmen Politiker «abzuschiessen».

Auch diesen Kampagnenjournalismus könnte man zur Not noch hinnehmen, wenn er sich als solcher zu erkennen geben würde.

Unerträglich wird es jedoch, wenn der Bundesvorsitzende des deutschen Journalistenverbandes diese Form der Agitation als seriösen Journalismus darstellt und verteidigt. Denn das zeigt, dass sogar führende Branchenvertreter keinen Massstab mehr dafür haben, was journalistisch fundierte Kritik ist und was eine mediale Kampagne.

So wird aus der angeblichen Affäre Aiwanger eine Medienaffäre.

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