Als Alain Berset seinen Rücktritt als Bundesrat ankündigte, begründete er diesen Schritt damit, er wolle kürzertreten und wieder mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. «Vor lauter Arbeit kommen seine Liebsten häufig zu kurz», wusste die Glückspost.

Lange hat er es dort nicht ausgehalten: Statt im nahen Bern geht der Freiburger jetzt in Strassburg zur Arbeit, als Generalsekretär des Europarats.

Damit erhält Berset, der schon zuvor reichlich von seinen Privilegien Gebrauch gemacht hat (Privatausflüge im Dienstfahrzeug etc.), nun noch mehr Luxus. Er wohnt in einer «prächtigen Residenz» (Tages-Anzeiger) in Strassburg und darf erst recht in der halben Welt herumjetten.

Diese Karriere ist und bleibt erstaunlich: Kein Bundesrat in der jüngeren Schweizer Geschichte sammelte so viele Skandale wie Berset. In der Corona-Zeit war er für staatsautoritäre Entgleisungen und Missmanagement im Milliardenmassstab verantwortlich. Mit seinem Pas de deux mit Marc Walder vom Ringier-Verlag ruinierte er das Ansehen der Politik und einer unabhängigen Presse.

Offenbar sind das die Qualifikationen, die es beim Europarat braucht. Seine ehemaligen Mitarbeiter im Aussendepartement jubeln und lassen verlauten, es sei von «grosser Bedeutung», dass Berset seinen Traumjob erhalten habe. Die Schweiz habe «ein Interesse daran, dass ihr europäische Umfeld genauso demokratie- und rechtsfreundlich ist wie sie selbst».

Genauso demokratie- und rechtsfreundlich? Also Volksentscheide nicht umsetzen, also mit Notrecht regieren, also die Grundrechte ausser Kraft setzen, also die vierte Macht (die Medien) mit der ersten verschmelzen?

Statt demütig-demokratische Selbstkritik spricht aus jenen Zeilen eine schon fast französisch anmutende Arroganz der Macht. Bei Lichte besehen, ist diese Wahl ganz und gar nicht im Interesse der Schweiz: Der Europarat ist zuständig für die Europäische Menschenrechts-Konvention und den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, der die Schweiz kürzlich im Fall der Klimaseniorinnen verurteilte. Selbst vielen von Bersets Genossen geht diese Einmischung zu weit. Aber Berset findet sie natürlich ganz toll.

Fazit: Diese Wahl nützt nicht der Schweiz, sie nützt nur Alain Berset, dem Monsieur Teflon, der jetzt erst noch diplomatische Immunität geniesst und noch unantastbarer wird. Halleluja!