Ein Mann sieht eine schöne Frau. Liebe auf den ersten Blick. Doch dann wird klar: Die Frau ist keine, sondern nur so zurechtgemacht – es handelt sich um einen Transvestiten.

Ups! Kann passieren. Besser, man nimmt es mit Humor. Udo Jürgens hat das getan. In seinem 1981 erschienenen Lied «Vielen Dank für die Blumen» besingt der österreichische Sänger diese amouröse Verirrung. Locker. Augenzwinkernd.

Allein: Die ARD kann darüber nicht lachen. Man scheint Transfeindlichkeit zu wittern. Und demzufolge das Wüten der LGBTQ-Community. Der Sender hat sich dazu zwar nicht erklärt, aber welchen Grund sollte es sonst haben, dass er erneut zur Zensurschere gegriffen hat?

In der RBB-Reihe «30 Favoriten» fehlen plötzlich diese vier Zeilen aus dem Kultsong: «Ich wusste ganz genau, dass diesmal alles klar war, sie schlug die Augen zu mir auf und sagte dann, du bist der schönste Mann, der für mich jemals da war – Ich heisse Dieter, und mit dir fang ich was an.»

Einem anderen Jürgens-Hit ging es jüngst in einer ZDF-Show an den Kragen: Aus «Aber bitte mit Sahne» wurde das Wort «Mohrenkopf» gestrichen.

Freie Fahrt für die Cancel-Culture. Und die Öffentlich-Rechtlichen mischen ganz vorne mit.

Was kommt als Nächstes? Die woken Ideologen setzen bekanntlich alles daran, die Lebenselexiere liberaler Gesellschaften zu zerstören: Kunst- und Meinungsfreiheit müssen weg.

Der 2014 verstorbene Sänger kennt die Kontroversen um seine mitunter zeitkritischen Lieder. «Gehet hin und vermehret euch» wurde seinerzeit mit einem Sendeverbot belegt, da Jürgens darin die Haltung des Vatikans zur Empfängnisverhütung ins Visier nahm. Auch für seine Regierungskritik in «Lieb Vaterland» wurde er gegeisselt.

Was er selbst einmal so kommentierte: «Der Beschuss kam eigentlich von allen Seiten, nur nicht von Seiten des Publikums.»

Auf die Wehrfähigkeit des Publikums ist hoffentlich weiter Verlass.