Am Ende des dritten Quartals 2023 zählte man 391.135 Grenzgänger, die aus dem Ausland regelmässig, meist täglich, über die Grenze in die Schweiz reisen. Im nächsten Jahr wird wohl erstmals die 400.000-Marke überschritten.

Dazu zählen wohl auch einige Schweizer, die im nahen Ausland günstigere Wohnmöglichkeiten fanden. Aber der Löwenanteil entfällt auf Ausländer, die in der Schweiz weit höhere Löhne erzielen als in ihren Herkunftsländern.

Mit Abstand am meisten Grenzgänger (220.000) kommen aus Frankreich (56 Prozent), gefolgt von Italien (93.000 oder 24 Prozent) und Deutschland (65.000 oder 17 Prozent). Österreich (8800 oder 2,3 Prozent) sowie Liechtenstein und übrige (3800 oder 1,0 Prozent) fallen kaum noch ins Gewicht.

In den letzten zwanzig Jahren hat die Zahl der Grenzgänger, die zum Arbeiten in die Schweiz kommen, um 222.000 Personen zugenommen. Allein diese Zunahme übersteigt die Einwohnerzahl der zweitgrössten Schweizer Stadt (Genf 2022: 204.000).

Diese hohe Zahl belastet unsere Infrastruktur und den Grenzverkehr in einem erheblichen Ausmass. Im Wesentlichen sind es vier Kantone, wo ein hoher Anteil der Beschäftigten aus dem Ausland stammt: Genf (26,7 Prozent aller Grenzgänger), Tessin (20,4 Prozent), Waadt (11,2 Prozent) und Basel-Stadt (8,9 Prozent). Zusammen sind es 67,2 Prozent.

Vergleicht man die Zahl der Grenzgänger mit den in den jeweiligen Kantonen Erwerbtätigen, dann stellt man fest, dass diese im Kanton Tessin 52 Prozent der Erwerbspersonen stellen (letzterhältliche Statistik 2021), in Genf 50 Prozent, in Basel-Stadt 36 Prozent, im Jura 31 Prozent, in Neuenburg 18 Prozent, in Basel-Landschaft 17 Prozent, in Schaffhausen 13 Prozent und in der Waadt 11 Prozent.

Die Kantone mit einem hohen Grenzgängeranteil liegen aber auch an der Spitze der Arbeitslosigkeit, so Genf mit einer Arbeitslosenquote von 4,0 Prozent, Jura 3,6 Prozent, Waadt 3,4 Prozent, Basel-Stadt 3,3 Prozent, Neuenburg 2,8 Prozent, Tessin 2,7 Prozent, Schaffhausen 2,6 Prozent (Schweiz November: 2,1 Prozent).

Löbliche Ausnahme ist der Kanton Basel-Landschaft mit 1,9 Prozent Arbeitslosen. Da wird man den Verdacht nicht los, dass in einigen Kantonen «teure» Schweizer Arbeitnehmer einfach durch günstige Grenzgänger ersetzt wurden. Oder beziehen dort Inländer Arbeitslosengelder, obwohl es offensichtlich genügend Jobs gibt, die von im Ausland Lebenden besetzt werden?

Eine Rechtfertigung der hohen Zahl von Werktätigen aus dem nahen Ausland mit der hohen kantonalen Wirtschaftsleistung pro Kopf verfängt nicht, denn die Grenzgänger tragen zwar zum BIP bei, gehen aber nicht in die Pro-Kopf-BIP-Berechnung ein. Und sie werden ihre Grosseinkäufe auch kaum in der Schweiz tätigen. Die geschlossenen Steuerabkommen bezüglich der Grenzgänger sind jedenfalls nicht zugunsten der Schweiz ausgefallen.

Der hohe Grenzgängeranteil in einigen Kantonen macht diese stark vom Ausland abhängig. Das hat man im Gesundheitswesen des Kantons Tessin während der Corona-Pandemie deutlich gespürt. Aber vor allem die Tatsache, dass in Kantonen mit vielen Grenzgängern die Arbeitslosigkeit deutlich über dem Schweizer Mittel liegt, sollte die Politik alarmieren.

Zeit, dass man diesen Missständen endlich nachgeht und zuerst die hier Lebenden beschäftigt, bevor man billigere Arbeitskräfte im Ausland anheuert.