Die Tour de France ist gelaufen.
An der letzten Bergetappe in den Pyrenäen entschied der Däne Jonas Vingegaard das wahrhaft epische Duell gegen den zweifachen Tour-Sieger, den Slowenen Tadej Pogacar, für sich.
Es war einer dieser legendären Sportmomente, die in die Geschichte eingehen werden.
Und wer war im Wagen des Tour-Direktors mit dabei und konnte aus dem Autofenster den dramatischen Zweikampf beobachten? Monsieur le Président Emmanuel Macron.
Am Etappenziel «gewährte» der Präsident dem Staatssender France Télévisions ein ausführliches Interview, in dem er bewies, dass er von Sport etwas versteht, dass er die enorme Bedeutung der Tour de France für la France en vacances begreift und für das Renommee des Landes, das in zwei Jahren Gastgeber der Olympischen Spiele sein wird.
Der Mann, der vor Monatsfrist bei den Parlamentswahlen eine Ohrfeige kriegte, ist wieder der unbestrittene Vertreter des ewigen Frankreichs, des Landes des Geists, zu dem die vulgäre Welt aufschaut.
Eines nur war seltsam: Weil der oberste Patron des Fernsehsenders dabei war, achteten dessen Journalisten darauf, dass bei den Interviews am Ziel Reporter und Velofahrer eine Maske trugen. Ebenfalls bei den Siegerehrungen, bei denen auch Macron in Maske dabeistand.
Maske im Juli, wo doch die neuste Variante von Covid harmlos und Masken nutzlos sind.
Nun, man muss doch das tumbe Volk auf den Herbst vorbereiten, wenn die Regierung glauben wird, sie solle die Leute wieder zum Impfen, Maskentragen und in den Lockdown zwingen.
Also, Masken, alle! Auch Goldtrikot-Träger Vingegaard.
Ausnahmen gibt es immer: Im Interview des Hofjournalisten mit dem Präsidenten trugen natürlich beide keine Maske. Das Volk soll doch das sympathische Gesicht Macrons sehen.
Quod non licet bovi, licet Jovi. Zu Deutsch: Was dem Pöbel nicht erlaubt ist, darf der Sonnenkönig tun.
Frankreich bleibt eine Monarchie.
Die Überzeugung des Sonnenkönigs, "L' état, c'est moi!", verströmt auch Emmanuel Macron aus allen Poren. Nun, Ludwig XIV. war ihm aber doch voraus. Mit Versailles ließ er, visionär wie er war, bereits eine Corona-taugliche Staatsimmobilie bauen. Selbst in Anwesenheit von, sagen wir, 1.000 Untertanen ist es dort möglich, den ganzen Tag keine Menschenseele zu treffen. Die Ansteckungsgefahr ist also gleich Null. Es wird doch Zeit, daß der Präsident die bedrückende Enge des Élysée-Palastes verlässt.