Wieder einer dieser barbarischen Anschläge in Nigeria – und wieder einmal dieses Schulterzucken der Regierung in Abuja, aber auch der sonst so schnell Empörten im Westen.
Als sei es inzwischen normal, dass mehr als hundert Menschen – darunter viele Frauen und Kinder – bei einem Gottesdienst wahllos abgeschlachtet werden.
Immer mehr, so scheint es, werden die Anschläge der blutrünstigen Islamistensekte von Boko Haram in Nigeria zur Routine, denn niemand anderes dürfte dahinterstecken. Nun sogar im christlichen Süden des Landes, der bislang von den religiösen Fanatikern verschont geblieben war.
Stattdessen trug der muslimische Norden die Last: Mal wurden hier Hunderte Schulkinder von Boko Haram entführt und die Mädchen zu Sexsklaven gemacht. Mal wurden ganze Dörfer überfallen und ausgelöscht. Mal ganze Züge überfallen und ihre Passagiere für Lösegeld entführt.
Auf den Strassen ist die Lage noch chaotischer: Heute gibt es täglich bis zu zehn Entführungen auf der Autobahn zwischen Abuja und Kaduna. Manchmal werden dann ein paar Zehntausend Franken Lösegeld erpresst, manchmal weniger als hundert. Hier dürften allerdings vor allem kriminelle Elemente am Werke sein.
Nicht so bei den Überfällen auf Kirchen und Schulen, die den Islamisten wegen der Verbreitung von Bildung ein Dorn im Auge sind.
Das Militär schaut derweil lethargisch zu: Nach dem letzten grossen Zugüberfall im März tauchten die ersten Soldaten zwei Stunden später auf.
Gerade im Norden, wo der kränkelnde Staatschef Buhari zu seinem Amtsantritt 2015 einen gnadenlosen Feldzug gegen die Islamisten versprochen hatte, trauen sich viele oft gar nicht mehr aus den Kasernen heraus. Wenn sie nicht sogar mit den Tätern unter einer Decke stecken. Nichts, was es in Nigeria nicht gäbe.
Der Westen kann natürlich weiterhin zuschauen und die Hände ringen. Doch der Preis für seine Tatenlosigkeit könnte hoch sein: Sollte Afrikas bevölkerungsreichster Staat mit seinen inzwischen wohl mehr als 200 Millionen Menschen kollabieren, werden die Erschütterungen nicht nur Westafrika aus den Angeln heben. Sondern überall in Europa spürbar werden.