Nachdem westliche Politiker und Medien Brics jahrelang verschwiegen oder belächelt haben, ändert sich die Wahrnehmung im Westen. Seit der türkische Präsident Erdogan sich um eine Brics-Mitgliedschaft bemüht, findet dieses Thema auch in der Schweizer Presse Erwähnung.

Brics steht für Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika und hat seit letztem August fünf weitere Mitglieder aufgenommen: Saudia-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Äthiopien, Ägypten und Iran. Bereits jetzt vereinigt Brics über 45 Prozent der Weltbevölkerung (G-7: 9,6 Prozent) und übertrifft die G-7 bezüglich aller wichtigen Wirtschaftskennzahlen bei weitem. Im Oktober findet in Kasan der diesjährige Jahresgipfel statt, und eine grosse Anzahl weiterer Länder möchten beitreten.

Das Ziel von Brics ist eine multipolare Welt, unabhängig vom US-Dollar-Korsett. Das funktioniert in der Praxis bereits sehr gut, und die Brics-Mitglieder verwenden im Handel untereinander, wenn immer möglich, ihre lokalen Währungen. Um die Handelsdefizite bereinigen zu können, wird es früher oder später eine Brics-Währung geben, die wahrscheinlich auf Gold basieren wird. Über Nacht wird dies jedoch nicht geschehen.

Für die Schweiz wäre ein Beitritt zu Brics eine Jahrhundertchance, denn diese Organisation, welche allein dieses Jahr über 200 Konferenzen abgehalten hat, wird die Welt langsam, aber sicher verändern, ohne die Politik ihrer Mitglieder zu bestimmen, wie die EU dies tut. Brics-Mitglieder sanktionieren sich gegenseitig nicht. Differenzen zwischen den Mitgliedern werden diplomatisch gelöst. Bevor der Iran und Saudi-Arabien beitreten durften, mussten sie das Kriegsbeil begraben. Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen Beitritt.

Mit der Aufgabe der Neutralität und als forsche Wirtschaftskriegerin in den Diensten der EU und Washington haben sich die Schweizer auf die Seite jener Macht geschlagen, welche der Hauptgrund für das Aufblühen von Brics ist, und sich damit die Tür zu Brics selber zugeschlagen. Ein Grund mehr, zur Neutralität zurückzukehren.

Peter Hänseler ist Publizist in Moskau. Sein Blog Voicefromrussia.com schreibt regelmässig über Brics.

Die 3 Top-Kommentare zu "Brics, Chance für die Schweiz: Warum das Staatenbündnis für die Schweiz interessant ist"
  • Socrates9Zico10

    Wenn die Schweiz schon ihre Neutralität wegen der Globalisierung aufgeben will und muss, dann sollte sie den BRICS-Staaten beitreten, denn die EU als totes Pferd reitet man nicht und außerdem gilt es, sich dem Einfluss der USA zu entziehen!

  • Kaiser Nero

    Wäre sicher nicht schlimmer als der erpresserischen EU beizutreten. Immerhin hätten wir mit BRICS wohl eine stabile Energieversorgung. Wenn die EU und ihr wichtigstes Mitglied Deutschland so weiter macht, ist das ganze sowieso bald Geschichte.

  • stolzer schweizer

    Die Schweiz soll endlich ihre Neutralität stärken. Individuelle und Massgeschneiderte Handels- und Wirtschaftsabkommen sind die Schlüssel für eine starke Schweiz. Bei allen anderen Zugehörigkeiten kann die Schweiz zum Spielball werden. Da kann unsere Regierung nicht mithalten da diese kein Rückgrad hat.