Vergreifen sie sich am freundeidgenössischen Kulturgut? Oder beseitigen sie ausgediente Rollenbilder?
In Nidwalden haben sich 45 Frauen zum «Echo vom Eierstock», dem ersten feministischen Jodelchor der Schweiz, zusammengeschlossen.
Ihr grosses Ziel: Die Schweizer Tradition von (angeblich) verstaubten Klischees und dem latenten Sexismus zu befreien.
Initiantin Elena Kaiser sagt der Luzerner Zeitung: «Mit unserem Chor wollen wir darauf hinweisen, was gesungen wird. Viele der alten Texte verherrlichen Sexismus und bedienen das heteronormative Weltbild.»
Unter anderem stösst sich Kaiser an einer Strophe des «Nidwaldner Tanzlieds». Darin heisst es: «Gli de zum Pfarrer gah, ds Jahr druif e Taifi ha, äister scheen zäme stah, nie vonenand lah.»
Oder an der Passage aus einem anderen Stück: «Los Meitli, liebs Meitli, tönts lislig, jetzt schick di drii. Chli gstreichlet ond chli gschmeichlet, chli gschmötzelet, muess doch sii.»
Grundsätzlich singt der Chor nicht von «den lieben Müetis, herzigen Meitli oder bösen Ehefrauen», sondern wie im abgeänderten «Nidwaldner Tanzlied»: «Nei dui, ich wott käs Biär, machä ai neid mit diär. Has grad so luschtig und scheen, fir mich eläi.»
Offenbar erfüllt er damit ein aktuelles Bedürfnis. Chorleiterin Simone Felber freut sich, dass der Zuspruch gross ist – «von Frauen aller Alterskategorien».
Einige reisen sogar aus Zürich und Bern an. Die einen wollen nur jodeln, die anderen bei einem feministischen Projekt mitmachen.
Initiantin Kaiser will sich nicht als Ideologin verstanden wissen – sondern sieht die Textänderungen quasi im Sinne des gesunden Menschenverstands: «Viele Passagen passen nicht mehr in die heutige Zeit, in der Frauen emanzipiert leben können. Mit unserem Chor wollen wir sensibilisieren, nicht moralisieren.»
Und trotzdem bleibt der männliche Beobachter aus der emotionalen Halbdistanz etwas ratlos und fragend zurück. Führt der Weg zu Chancengleichheit und Gleichberechtigung wirklich über die Änderungen von Volksliedern? Gäbe es vielleicht nicht doch noch ein paar dringendere Probleme zu lösen?
Und ist das «Echo vom Eierstock» wirklich mehr als ein verspäteter Fasnachtsscherz?