Im Westen gilt mittlerweile: Angriff auf Moskau!

Der CDU-Politiker Roderich Kiesewetter hat in der ZDF-Sendung «Markus Lanz» gesagt, man müsse der russischen Bevölkerung «klarmachen, dass sie die Aggressoren» seien. Das könne erreicht werden, indem das russische Kriegsministerium oder das Geheimdienstministerium angegriffen werde.

Kiesewetter: «Die Ukraine muss befähigt werden, den Krieg nach Russland zu tragen. Nichts anderes hat auch Pistorius am 20. April letzten Jahres deutlich gemacht im Fernsehen, als er sagte: ‹Es ist das Normalste der Welt, dass der Aggressor auch den Krieg vorträgt auf das Gebiet des Angreifers.› Das Einzige, was ich in Ergänzung sage, ist, dass man auch das Kriegsministerium oder das Nachrichtendienstministerium – also Geheimdienstministerium – angreifen muss.»

Moderator Lanz interveniert daraufhin und fragt: «Sie würden sagen, das ist das Normalste von der Welt? Taurus auf Moskau?» Daraufhin sagt Kiesewetter: «Nein, jetzt legen Sie mir etwas in den Mund, Herr Lanz.» Lanz entgegnet: «Das ist doch die Konsequenz daraus?» Und der CDU-Politiker sagt: «Nein, wenn wir der Ukraine vertraglich sagen, die Taurus setzt ihr nur auf den von Russland besetzten Gebieten ein, dann halten die sich auch dran.»

Daraufhin erfolgt ein weiterer Schlagabtausch zwischen Lanz und Kiesewetter, der Mühe hat, das Feuer der Missverständnisse, das er entfacht hat, wieder in den Griff zu kriegen. Es gehe ihm darum, dass die Ukrainer auch Russland angreifen können – aber nicht mit deutschen Waffen.

Das Missverständnis, um das es an dieser Stelle geht, ist bezeichnend für eine Politik, die mit dem Feuer spielt. Allein schon dass ein deutscher Politiker überhaupt so offen über einen Angriff auf Ziele in Moskau spricht, zeigt: Die Kunst der Diplomatie ist in weiter Ferne.

Doch auch rein denklogisch offenbart sich in den Ausführungen von Kiesewetter ein Abgrund. Selbst wenn die Ukraine «nur» mit nichtdeutschen Waffen Moskau angreifen würde: Was dann?

In der Logik Kiesewetters müsste ein solcher Schlag wohl dazu führen, dass Russland seinen Krieg in der Ukraine aufgibt. Die Eskalationsdominanz, die angeblich doch bei Russland liegt, wird hierbei nicht beachtet.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Demnächst erscheint von ihm: «Kriegstüchtig! Mobilmachung an der Heimatfront».