Es soll wie eine grosse Entdeckung klingen: Eine Studie, die belegt, dass sich das Coronavirus nicht nur in den Atemwegen findet. Es sei auch nach ausgestandener Erkrankung im ganzen Körper nachweisbar.
Atemlos berichtet beispielsweise der Blick über die Forschungsarbeit, die im Magazin «Nature» publiziert wurde. Mit den Resultaten lasse sich «Long Covid» erklären, heisst es vollmundig.
Bei der Untersuchung von 44 offiziell an Covid-19 Verstorbenen sei das Virus vor allem im Atem- und Lungengewebe festgestellt worden.
Aber auch in anderen Organen wie dem Darm, dem Herz und der Niere sowie im Hirn und sogar in den Augen fand sich das Virus. Beziehungsweise «Spuren des Virus». Insgesamt an 84 Körperstellen.
Nur: Was soll daran neu sein? Viren verbreiten sich im Körper. Corona ist da keine Besonderheit.
Die schon fast in Vergessenheit geratene Grippe hat es auch in erster Linie auf die Atemwege abgesehen. Sie kann aber theoretisch jedes Organ schädigen. Herzrhythmusstörungen, Hirnhautentzündung, Leberschwellung: Alles ist möglich.
Und so geht es weiter: Windpocken können zu Gürtelrose führen, Herpes kann das Hirn befallen, Mumps kann die Hoden in Mitleidenschaft ziehen – das entscheidende Wort ist «kann».
Das Vorhandensein eines Virus in anderen Organen besagt rein gar nichts darüber, was es dort tut – wenn überhaupt.
Die Studie ist eine reine Spurensuche, die keine weiteren Aufschlüsse ermittelt. Das mag für Forscher spannend sein. Eine neue Gefahr für die Allgemeinheit lässt sich daraus aber nicht fabrizieren.
Die Natur wird auch mit diesen neuen Virus umzugehen lernen. Das hat sie auch vorher schon mit tausenden anderen neuen Viren gemacht.
Das Schlimme an solchen Meldungen ist nicht die versuchte Angstmacherei unter dem Deckmäntelchen der "Wissenschaftlichkeit", sondern die Tatsache, dass solche "Nachrichten" anscheinend immer noch auf breites Interesse bei den Leuten stoßen - sonst würden sie nämlich von ganz alleine verschwinden.