Als Ständeratskandidat erzielte Daniel Jositsch (SP) kürzlich landesweit das beste Wahlresultat. Kein Parlamentarier ist populärer bei der Bevölkerung, über alle Parteigrenzen hinweg.

Bei der fraktionsinternen Ausmarchung um die Bundesratskandidatur wurde der Zürcher umgehend abgestraft. Die SP mag keine starken Persönlichkeiten, die sich auch mal eine eigene Meinung leisten.

Jositsch war zu ehrlich. Er machte aus seinen Ambitionen nie einen Hehl. Er setzte sich über voraufklärerische Gender-Quoten hinweg. Im Zweifel stellt er sein Gewissen über die Parteidoktrin.

Genau solche Leute braucht der Bundesrat. Parteisoldaten sind schlecht für die Konkordanz. Sie sind schlecht für die Demokratie. Und sie bringen auf die Dauer auch ihre Partei nicht weiter.

Die Parteien kontrollieren den Nationalrat. Das reicht. Bei der Wahl von Ständerat und Bundesrat steht die Persönlichkeit im Zentrum. So wie die Parteien dem Volk keine Weisungen erteilen, so wählen auch die Parlamentarier frei, allein dem Wohl der Nation verpflichtet.

64 Jahre Zauberformel haben zu einer Verluderung der demokratischen Kultur in der Schweiz geführt. Die politischen Kräfte konzentrieren sich auf die Wahrung ihrer Pfründe. Es ist höchste Zeit, dieses verfilzte System etwas aufzumischen. Das Land steht vor grossen Herausforderungen.

Die SVP hat massgeblich zu diesem Ämter-Schacher beigetragen. Jeder Bundesrat aus ihren Reihen, der eine Wahl entgegen der Order seiner Fraktion annimmt, wird aus der Partei ausgeschlossen.

Die Bürgerlichen haben es nun in der Hand, zusammen mit der Mitte solche demokratie- und verfassungsfeindlichen Praktiken zu beenden. Indem sie Jositsch in den Bundesrat wählen.

Die Strategen in den Parteizentralen von SVP und SP mögen toben. Den Volksvertretern soll das egal sein. Sie sind allein dem Souverän verpflichtet, der sie gewählt hat – und ihrem Gewissen.