Von null auf zehn in sechs Monaten. Im Januar 2024 gegründet, legte das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) einen regelrechten Kometenstart hin, wurde im Juli des Gründungsjahres bundesweit zweistellig (Insa: 10 Prozent) und konnte sich bis Ende September in dieser Region der Umfragen halten. Dann, kurz nach den drei Landtagswahlen im Osten, in Brandenburg, Thüringen und Sachsen, brachen die Werte wieder ein. Bei der bevorstehenden Bundestagswahl kämpft die junge Truppe darum, die 5-Prozent-Hürde zu überspringen und überhaupt in den Bundestag einzuziehen.
Keine zwölf Monate und schon die Luft raus? Warum schwächelt Wagenknechts Abspaltung von der Linkspartei kurz nach dem ersten Geburtstag? Immerhin zog die mit grosszügigen Spenden bedachte Bewegung aus dem Stand in drei Landtage und das Europaparlament (6,2 Prozent) ein und ist in Brandenburg und Thüringen sogar an der Regierung beteiligt.
Freihändige Analysten sehen genau darin das Problem, halten das BSW für eine klassische Protestpartei, die jetzt angeblich dafür bestraft werde, dass sie sich sogleich mit den etablierten Parteien eingelassen, Dienstwagen und Pfründe gesichert habe. Eine wenig überzeugende Erklärung. Schliesslich hatten auch die mehrheitlich von der Linkspartei übergelaufenen Wähler keine Probleme damit, dass etwa Bodo Ramelow (Linke) in Thüringen als Ministerpräsident regierte.
Hermann Binkert, Gründer und Chef des Meinungsforschungsinstituts Insa in Erfurt, sieht andere Gründe. So sei der Neustart der Ostdeutschen und in Thüringen geborenen Wagenknecht in den «neuen Ländern» grundsätzlich unkomplizierter gewesen, weil die Parteienbindung im Osten weniger ausgeprägt sei. Die Herkunft der Frontfrau dürfte ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Und schliesslich sei das Thema Frieden in der Ukraine den Ostdeutschen deutlich wichtiger als den «Wessis», die auch zu Russland kein so spezielles Verhältnis hätten. Am Ende, glaubt Binkert, werde Wagenknecht den Einzug in den Bundestag aber schaffen.
Interessant ist allerdings, dass sich die Vorhersagen nicht erfüllt haben, Wagenknecht werde als sympathisches Gesicht mit hoher Talkshow-Präsenz vor allem die AfD kleiner machen, weil sie ebenfalls migrationskritisch und Russland-freundlich sei. Tatsächlich hat das BSW mehrheitlich von der Linkspartei, aus dem Nichtwählerlager und von der SPD Zulauf erhalten. Gescheitert sind auch die Versuche, die Wagenknecht-Partei wegen Migrationskritik, Russland-Nähe und der Forderung nach Meinungsfreiheit dem «rechten Lager» zuzuordnen. Das prägende Gesicht der Namensgeberin steht noch immer für eine linke Bewegung.
Das Image der Total-Protest-Partei hat die AfD erfolgreich gegen das BSW verteidigt und rangiert derzeit bundesweit bei 20 Prozent.
Ralf Schuler war mehr als zehn Jahre Leiter der Parlamentsredaktion von Bild und ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS. Er betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein neues Buch „Der Siegeszug der Populisten. Warum die etablierten Parteien die Bürger verloren haben. Analyse eines Demokratieversagens“ ist im Fontis Verlag, Basel erschienen.
Die linke Truppe ist lediglich ein AfD-Verhinderungsbündnis in trauter Gemeinsamkeit mit den Kartellparteien. Aber clever von Unsererdemokratie eingefädelt, Respekt. Schon der Name ... Man stelle sich vor, Björn der Böse versuchte ein "Bündnis Björn Höcke" zu installieren, da würde aber ein Sturm im Medienwald losbrechen!
Die Leute, welche diese Sarah Wagenknecht-Partei wählen, sind doch exakt die Leute, welche einen Führer resp. eine Führerin brauchen...Alleine sind sie schwach und orientierungslos.
Eine "Partei", die 1100 Mitglieder hat, ist keine Partei, sondern eine kleine Interessensgruppe. Eine "Partei", die aufnahmewillige Personen abscannt wie ein Geheimdienst, um zu verhindern, dass die falschen Leute Mitglieder werden,hat keine Zukunft. Schon der Parteiname ist ein Witz, Sahra ist nicht unsterblich.