Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bezeichnet die AfD pauschal als «Nazis» und rückt auch CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz in die Nazi-Ecke: «Als erster Demokrat sagt er im Prinzip: Wo es mir hilft, lasse ich mich auch von Nazis unterstützen», schrieb er auf X.

Das ist dermassen daneben, dass man es nicht weiter kommentieren muss. Lauterbach disqualifiziert sich selbst und hat sich auf Druck der CDU bei Merz entschuldigt – allerdings nicht bei der AfD.

Man muss sich also weiterhin ernsthaft Sorgen machen um den geistig-seelischen Gesundheitszustand des Gesundheitsministers – und nicht nur um ihn. Denn was Lauterbach ausspricht, denkt in Deutschland ein Grossteil der politischen und kulturellen Elite.

Die CDU hat es sich mit ihrer «Brandmauer»-Doktrin selbst zuzuschreiben, dass sie solche Reaktionen erntet. Und auch ein Christian Lindner, auf dem Papier der Chef einer liberalen Partei, fordert nach wie vor eine «Deutschland-Koalition» gegen die AfD. Diese könnte «die Sorgen des Landes und damit auch die AfD kleiner machen».

Apropos «kleiner machen»: Das sagt ausgerechnet der Verantwortliche einer Partei, die durch ihr Mitregieren in der gescheiterten Ampelkoalition derart von den Wählern abgestraft wird, dass sie gemäss aktuellen Umfragen nicht mal mehr in den Bundestag einziehen würde.

Was soll man dazu noch sagen? Die spinnen, die Deutschen, würden Asterix und Obelix feststellen.

Natürlich geht es bei solchen Aussagen und mehrheitsfähigen Entgleisungen immer auch um Machtpolitik, um den Erhalt der eigenen Posten und Pfründen. Aber dass Leute wie Lauterbach mit ihren absurden Nazi-Vergleichen die unvorstellbaren Verbrechen der Nationalsozialisten aufs Gröbste verharmlosen, sollte ihnen auch mal jemand mitteilen.

Hundert Jahre später überall Nazis zu sehen und damit die Täter von damals zu entlasten und die Opfer zu verhöhnen – das ist der vielleicht unappetitlichste Aspekt dieser irren Debatte.