Die Inflation in Deutschland ist im Oktober 2024 überraschend stark angestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts verteuerten sich Waren und Dienstleistungen um durchschnittlich 2,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einem Anstieg von 1,8 Prozent gerechnet.

Im September hatte die Inflation mit 1,6 Prozent noch den tiefsten Stand seit rund dreieinhalb Jahren erreicht. Vor allem Dienstleistungen wie Pauschalreisen und Versicherungen verteuerten sich im Oktober deutlich – mit einem Plus von 4,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Lebensmittelpreise stiegen um 2,3 Prozent, während die Energiepreise um 5,5 Prozent sanken. Die Kerninflation, die Nahrungsmittel und Energiepreise ausklammert, stieg auf 2,9 Prozent.

Für die Europäische Zentralbank (EZB) ist dies ein Warnsignal, erklärte Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg-Bank, im Gespräch mit der Bild-Zeitung. Angesichts der weiterhin hohen Inflation im Dienstleistungssektor rät Schmieding der EZB von einer übermässigen Zinssenkung ab. Die Bundesbank erwartet in ihrem aktuellen Monatsbericht, dass die Inflationsrate in den kommenden Monaten weiter steigen wird. Ein Grund dafür seien Basiseffekte bei Energiepreisen, die durch den Vorjahresrückgang nun wieder anziehen könnten. Auch bei Lebensmitteln rechnet die Bundesbank aufgrund steigender Rohstoffpreise mit einem weiteren Anstieg.

Der Ifo-Konjunkturexperte Sascha Möhrle prognostiziert, dass die Inflationsrate in den nächsten Monaten wieder die angestrebte 2-Prozent-Marke der EZB erreichen dürfte.