Im Jahr 1951 entschloss sich die Zürcher Regierung, den ersten Bürgermeister der Stadt – Rudolf Brun (Amtszeit: 1336 bis 1360) – mit der Umbenennung der Urania-Brücke zu Ehren. Seither heisst das Bauwerk Rudolf-Brun-Brücke. Am vergangenen Samstag wurde dies in einer Nacht-und-Nebel-Aktion korrigiert – und die Brücke nach Frau Minne benannt.
Dies zumindest suggeriert ein von linken Aktivisten montiertes Strassenschild. Zur Erklärung: Frau Minne war eine jüdische Bewohnerin Zürichs, deren Haus an der Froschaugasse 4 nach den antijüdischen Pestpogromen im Februar 1349 von Rudolf Brun übernommen wurde.
Gleichzeitig schritten die Juso an der Alfred-Escher-Strasse zur Tat – und tauften diese in Tubmanstrasse um. Alfred Escher sei «direkter Profiteur der Sklaverei» gewesen, weil sein Vater auf Haiti eine Plantage mit Sklaven betrieben habe. Deshalb solle sein Name durch jenen von Harriet Tubman ersetzt werden. Die vor etwa 200 Jahren geborene spätere Krankenschwester war selber Sklavin gewesen. Sie verhalf unzähligen Sklaven zur Flucht aus den Südstaaten der USA in den Norden oder nach Kanada.
Jedem geschichtsbewussten Menschen würde es nie in den Sinn kommen, das Verbrechen an den Zürcher Juden im 14. Jahrhundert zu leugnen. Auch die Sklaverei ist ein schwarzes Kapitel der Geschichte. Was damals vorfiel, war schrecklich.
Gleichwohl mutet die nachträgliche Namenskorrektur in Zürich willkürlich und hilflos an. Der Verdacht liegt nah, dass es sich hier um profane Effekthascherei handelt – und einen weiteren Versuch, ein Problem zu kreieren, das es eigentlich gar nicht gibt.