Mindestlohn rauf. Die deutsche Sondersteuer namens Solidaritätszuschlag bleibt. Dazu kommen: ein paar verbesserte Steuersparmodelle für Unternehmen. Und: Die Menschen dürfen, wenn sie länger arbeiten, sei es am Tag oder im Leben, mehr vom Zusatzverdienst unversteuert behalten.

Das ist es aber auch schon, was Union und SPD dazu eingefallen ist, wie sie Deutschland aus der Rezession steuern wollen. Viel mehr steht zum Thema im Koalitionsvertrag nicht drin. Gut. Ein paar hehre Absichten, die Bürokratie zu beschneiden, sind auch noch zu finden.

Der grosse Wurf ist das nicht. Vielleicht ist das ganz gut so, denken die Anspruchsloseren unter uns, denn jene Koalitionsverträge, die unter anderen politischen Konstellationen in der Vergangenheit daherkamen, waren oft den Speicherplatz nicht wert, den sie im Computer belegten. Dieser hier ist ein Arbeitspapier. Aber er ist auch der ambitionsloseste Vertrag, den zwei Parteien jemals geschlossen haben, die eigentlich ja Deutschland verändern wollen.

Ein Wunder ist das nicht. Denn die eigentliche Veränderung war auf Initiative von Union und SPD mit dem alten Bundestag beschlossen worden, bevor sich die neuen Partner überhaupt zu einem Bündnis zusammenfanden. Sie lautet: Schulden machen, bis der Arzt kommt.

Fast nichts beschränkt mehr die Verteidigungsausgaben, und weit gefasst sind die Grenzen dessen, was für Infrastruktur und Klimaschutz ausgegeben werden darf. Das ist die wahre Revolution. Und die Regierung Merz-Klingbeil muss sich daran messen lassen, ob sie aus diesem zweifelhaften Schlag gegen alle Grundsätze der Haushaltsführung etwas Gewinnbringendes für Deutschland gestalten kann.