Womöglich begriffen die alternden Anwesenden auf der Münchner Sicherheitskonferenz gar nicht, dass sie mit der Rede des jungen J. D. Vance einem historischen Epochenschnitt beiwohnten.

Zwischen all den raschelnden papiernen Floskeln und Phrasen einer Routineveranstaltung, die an die frühen sowjetischen ZK-Sitzungen erinnerte, steuerte der dynamische Vizepräsident der Vereinigten Staaten unbeirrt auf den Kern der westlichen, der europäischen, ja besonders der deutschen Malaise zu: der inneren Aushöhlung.

Richtig, er sprach nicht über Waffen und Bündnisse. Er sprach über etwas viel Wichtigeres, nämlich darüber, wofür diese eingesetzt werden sollen. Er sprach über Werte, die unsere woke Nomenklatura längst aus den Augen verloren hat.

Er sprach über die innere Schwäche Europas, die eine geistig-moralische ist. Er sprach über ein morsches System wie einst Gorbatschow, der mahnte: «Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.» Er kritisierte, dass mit dem Vokabular der früheren Betonkommunisten wie dem «Kampf gegen Fehlinformationen» einst die Zensur verteidigt wurde.

Er mahnte an, dass zu jeder Demokratie auch eine Opposition gehöre, die nicht durch «Schutzmauern» an der Teilhabe gehindert werden dürfe.

Er wies auch, am Tag nach dem fürchterlichen Terroranschlag in München, darauf hin, dass mittlerweile jeder fünfte Einwohner in Europa ein Immigrant sei, und nahm damit die Zustände unter der amerikanischen Vorgängerregierung nicht aus. Doch in Europa, so liess er anklingen, sei unter einem islamistischen Ansturm auch die christliche Werteordnung in Gefahr, ohne dass eine vollkommen säkularisierte Gesellschaft noch Gegenwehr leisten könne oder wolle.

Im Gegenteil: Er erwähnte jenen Mann in Grossbritannien, der vor einer Abtreibungsklinik betete und genau deswegen festgenommen und bestraft wurde, weil er, seinem christlichen Gewissen folgend, für das Leben von Ungeborenen betete. Einen ähnlichen Fall erwähnte er aus Schottland. Die anwesenden CDU-Honoratioren, die das «C» im Parteinamen führen, müssen zusammengezuckt sein, da ihr Vorsitzender Merz durchaus erwägt, aus parteitaktischen Gründen – einer möglichen Koalition mit den Grünen – das Abtreibungsverbot bis zum neunten Monat aufzuheben. Aber wahrscheinlich haben sie schon bei der Erwähnung der «Schutzmauer» gezuckt, die identisch ist mit einer «Brandmauer».

J. D. Vance, dessen Charisma durchaus an das des jugendlichen Kennedy heranreicht, sprach frei. Er sprach überzeugend. Er sprach aus seinem Herzen. Wer mochte noch den Phrasen der ihm folgenden EU-Präsidentin Ursula von der Leyen folgen, der Verkörperung der soeben geohrfeigten verkalkten und korruptionsverdächtigen Nomenklatura, die zwar ständig von Freiheit spricht, aber gleichzeitig ständig neue Zensurgesetze auflegt.

J. D. Vance’ Ohrfeigen für die versammelten Bürokraten, Partei- und Regierungschefs des Westens waren überfällig.

Und mit der Erinnerung an den Heiligen Johannes Paul II., an den Löwen und wahren Europäer, der nimmer müde wurde, die abendländisch-christlichen Werte zu verteidigen bis in den Tod, setzte der Katholik Vance den glänzenden Schlusspunkt.

Mit dieser historischen Rede hat der Vizepräsident der USA die Epoche der überfaulten, woken Regime zu Grabe getragen. Er hat mit dem Christentum und seinem Menschenbild, einem Leben in Freiheit, die Gott seinen Geschöpfen zum Geschenk gemacht hat, in Europa die Kulturhoheit zurückerobert. Das ist das Wichtigste überhaupt.

Sie werden brauchen, die Europäer, um das zu begreifen. Aber dann werden ihre morschen ideologischen Konstrukte aus Absprachen und wokem Kulturverlust dem Kollaps des gesunden Menschenverstandes zusammenbrechen wie die Kulissen der alten kommunistischen Welt, weil Menschen nun einmal nach Freiheit, vor allem Gewissensfreiheit, dürsten.

Denn: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.