«Es ist viel schlimmer, als gemeinhin dargestellt wird», sagt Slawomir Wysocki, ein polnischer Freiwilliger, über die Lage in der Ukraine. In einem Interview mit Wiadomosci.wp.pl berichtet er über enorme menschliche Verluste auf der ukrainischen Seite. Die westliche Ausrüstung würde «wie Streichhölzer brennen».

Wysocki sagt, er habe kürzlich die Gräber in Lemberg gezählt. Im alten Teil des Friedhofs befänden sich rund 100 Gräber, einige davon aus dem Jahr 2014. Im neuen Teil gäbe es über 600. In den Dörfern sei das Verhältnis anders: Dort sehe er Friedhöfe am Strassenrand. «Auf jedem gibt es mehrere bis ein Dutzend neue Gräber.»

Die Stimmung in der Ostukraine, im Donbass, sei schlecht. Im Frühjahr habe man noch gehofft, eine wirksame Offensive starten und die Russen verjagen zu können. Doch das sei nicht gelungen.

Das russische Verteidigungssystem verängstige die Bevölkerung. Die an der Front kämpfenden Ukrainer wissen, dass die russische Armee gut vorbereitet sei.

Auf die Frage, ob es noch Ukrainer gebe, die kämpfen wollten, antwortet Wysocki: «Es gibt keine Freiwilligen. Es wird sogar auf der Strasse nach ihnen gesucht.» In Lemberg gäbe es «Razzien». Menschen würden von Baustellen weggebracht werden. Man gehe in Kneipen und «treibt» Menschen zusammen.

Wysocki prophezeit: Die Russen würden auf einen harten Winter hoffen. Um der Ukraine so zu schaden, dass die russischen Soldaten im Frühjahr in der Nähe von Kiew ankommen würden und die Ukraine zwingen könnten, «Frieden zu schliessen».

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