Die Nato ist eine Friedensorganisation. Ihr geht es um Verteidigung. Das darf man getrost als Märchen bezeichnen.

Die aktuellen Marschrichtungen des Militärbündnisses zeigen deutlich: Es geht nicht um Frieden, sondern um Geostrategie und Konfrontation. Die Nato will nun auch verstärkt mit «Partnern» im indopazifischen Raum zusammenarbeiten, berichten gerade Medien.

Was heisst das?

Es heisst, dass Nato-Politik immer näher an China heranrückt – ähnlich wie es im Hinblick auf Russland passiert ist. Nach dem Kalten Krieg sollte die Nato sich nicht weiter in Richtung Russland ausdehnen.

Der Warschauer Pakt war aufgelöst. Russland streckte die Hand aus. Die Zeit war reif für Vertrauensaufbau und einen grossen Frieden zwischen Russland und dem Westen. Realität: Die Nato umzingelt Russland mittlerweile regelrecht. Den zwölf Gründungsstaaten der Nato folgten zunächst vier weitere. Ab den neunziger Jahren zog das Bündnis siebzehn weitere Staaten an sich.

Wie würden sich die USA verhalten, wenn Russland es mit einer ähnlichen Organisation so in Südamerika und Lateinamerika bis Mexiko treiben würde? Und nun also auch noch China.

Es bedarf schon sehr viel Naivität, dem Glauben zu verfallen, dass die Nato die tolle Wertegemeinschaft ist, von der dem Bündnis wohlgesinnte transatlantisch ausgerichtete Medien immer wieder sprechen. Nein, die jüngsten Entwicklungen zeigen wieder einmal ein anderes Bild. Die Nato muss als Arm einer eiskalten, machtelitär ausgerichteten Geopolitik des Westens betrachtet werden.

Unter dem Deckmantel des harmlos klingenden Begriffs «Verteidigungsbündnis» erweitert die Nato Zug um Zug ihre Einflusssphäre. Dass es hierbei für Russland und China rote Linien geben wird, ist zu erwarten. Die Ukraine, die von Russland als Pufferstaat zur Nato betrachtet wird, ist für das Land eine solche rote Linie.

In einem aktuellen Beitrag warnt der Journalist Gabor Steingart vor dem Konfrontationskurs der Nato. Die Bundesrepublik sei, so Steingart, «nicht der 51. Bundesstaat der USA». Und: Deutschland solle sich den aktuellen Plänen des Bündnisses in Bezug auf China nicht anschliessen. Denn erstens hänge der Wohlstand des Landes stark von China ab, und zweitens führten die Pläne der Nato zu einer Destabilisierung in Asien.

Destabilisierung – das ist das Wort. Denn genau darum geht es dem Bündnis.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Demnächst erscheint von ihm: «Kriegstüchtig! Mobilmachung an der Heimatfront».