Die Schweiz ist von zentralen EU-Prozessen zur Vergabe von Leitungskapazitäten für den grenzüberschreitenden Stromhandel ausgeschlossen. Dies berichtet der Nebelspalter. Grund dafür ist das vor zwei Jahren gescheiterte Rahmenabkommen. Weil es nicht zustande kam, gibt es kein Stromabkommen zwischen der Schweiz und der EU.

Die EU ist der Ansicht, dass die Schweiz nur mit einem Stromabkommen zu vielen Prozessen des dritten Richtlinienpakets und des sogenannten Clean Energy Package zugelassen wird.

«Die Situation wird immer dramatischer», warnt Jörg Spicker vom Schweizer Übertragungsnetzbetreiber Swissgrid. «Wir haben lange mitbestimmt, welche technischen Standards in Europa gelten sollen. Doch heute wird Swissgrid bei wichtigen Entscheidungen nicht mehr einbezogen. Jetzt droht uns sogar der komplette Ausschluss.»

Die EU hat 2015 ein neues Verfahren für die Kapazitätsvergabe zwischen den EU-Staaten eingeführt. «Seither stellen wir fest, dass es immer mehr ungeplante Stromflüsse durch das Schweizer Netz gibt. Das liegt daran, dass die Schweiz an diesem Verfahren nicht teilnehmen kann», so Spicker.

Dadurch steigt die Zahl der ungeplanten Stromflüsse im Schweizer Netz, was die Netzstabilität gefährdet. In den letzten sechs Jahren haben die Noteingriffe ins Schweizer Stromnetz jährlich um ein Viertel zugenommen.

Die Schweiz arbeitet an technischen Ersatzlösungen, um an den EU-Plattformen und -Prozessen teilnehmen zu können. Fehlende Abkommen mit den Nachbarländern könnten jedoch den sicheren und stabilen Betrieb des Übertragungsnetzes gefährden.